Michael Burkhard aus Kirchberg im Hunsrück kurz nach seiner Ankunft am 3. November 1827 aus dem Kloster Armacod bei Rio de Janeiro:

„Meine lieben Brüder und Freunde!

Ich bin glücklich, endlich nach einer Reise von 18 Wochen hierher gekommen, zwar habe ich mir mehrmals auf der See den Tod als wie das Leben gewünscht; denn obgleich mir der Himmel sehr gnädig war, und meine Familie verschont hat, so sind doch 48 Personen auf der See umgekommen. Wir liegen nun hier in diesem Kloster bis zu unserer Weiterschiffung auf Kaiserliche Rechnung und Kosten, und bekommen täglich 2 Brode, 1 Pfund frisch Fleisch, etwas Speck und etwas Reis.

Seit meinem Hierseyn ist meine liebe Frau glücklich mit einem jungen Erben entbunden worden; doch fällt mir hier beständig das Sprichwort ein: bleibe im Lande und nähre dich redlich, und hätte ich es noch einmal zu thun, so würde ich auch nicht mehr fortreisen. Die Colonie, auf welche wir kommen sollen, heißt Porto de Legro und soll, wie man sagt, nahe dem Wasser liegen; auch bitte ich euch, liebe Brüder und Freunde, falls ihr mir schreiben wollt, solches an den Preußischen Herrn Consul in Rio de Janeiro zu senden, von dem ich es schon erhalten werde.

Was man nach Deutschland so schönes aus diesem Lande geschrieben hat, sind lauter Lügen, und der Schullehrer Baum von Nannhausen hat weder Köchin noch Kammerjungfer und blos seine Tochter und seine Frau haben ihn bisher ernähren müssen, und nun geht er mit auf unsere Colonie.

Meinen lieben Brüdern Daniel und Jakob werde ich späterhin, wenn ich einmal an Ort und Stelle bin, noch mehr schreiben, doch bis jetzt weiß ich noch nicht ganz gewiß, wohin wir kommen.“

 

 
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