0.Brief von Konstantin Simonis aus Brasilien nach Briedel

Brief von Simonis aus dem Jahr 1856 von Santa Cruz, Brasilien nach Briedel

„Santa Cruz, den 1. Juli 1856

Liebe Geschwister Kathrin, Tabitha und Simon Simonis!

Schwiegervater Schwager und Schwägerinnen, und an sich alle Deutschen

Brüder und Schwestern Verwandte und Bekannte! Seit mir alle im Geiste

Jesu unserem Herrn viel Tausendmahl herzlich gegrüßt. Ich hoffe, daß dies

Schreiben auch beim Leben bei guter Gesundheit und besserem Wohlstande

antreffen werde, wir sind auch noch alle Gottlob Gesund.

 

Liebe Schwester! Wir haben deinen Brief von vorigem Jahr vom 3ten Juni

von Hermes, den 30ten September richtig erhalten, es brachte ihn nämlich

der Walter an einem Sonntag nachmittag mit aus der Stadt. Ich hatte eben einen ansehn-

lichen Besuch, wir vernahmen alle mit höchster Rührung und innigster Teilnahme

dein Schreiben unsere Freude wurde auf einmal ein Trauer verwandelt, als wir

daraus die noch immer steigende Teuerung und schlechte Zeiten vernahmen. Wir

beteten daher 3 herzliche Vater unser für unser liebes Deutsches Vaterland, daß

Gott Barmherzigkeit erzeigen möge, und seine Zuchtrute wieder davon möge abwenden;

Und zum Dank für uns sangen wir ein Herr großer Gott dich loben wir.

 

Was das Gottesdienstliche hier anbetrifft will ich dir liebe Schwester! Zuerst berichten,

ich freute ich sehr als ich hierhin kam und erfuhr, da0 die Christgläubigen an

verschiedenen Stellen Kapellen errichteten, um Gemeinschaftlich ihren Gottesdienst

darin zu halten; ich glaubte meine Landsgenossen Nachbarn auch dazu zu bringen,

aber es war anfangs fruchtlos;; nun hielt ich aber mit den meinigen regelmäßig unsere

Andacht, wo nur meine Schwester mit beiwohnte, bis auf die verfloßenen Weihnachten

wo nämlich, Kinder eines der ersten in der Männer in der Pikade ihre Eltern dazu

brachten und baten, mit ihnen bei uns in die Andacht zu gehen, um das Christfest zu feiern.

Welche nun alle meine Landgenossen mit an sich zogen und mit sich brachten, welches

für mich eine entzückende freudige Überraschung war, wo auf einmal freudig verabredet

alle Nachbarn heimlich verabredet alle Nachbarn über eine halbe Stunde Wegs bei mir

eintrafen um gemeinschaftlich das Christfest zu feiern nun war der Anfang

gemacht, denn es wurden die meisten so gerührt, daß fast alle versprachen, ohne

dringende Geschäfte nie mehr den gemeinschaftlichen Gottesdienst zu versäumen.

Nun kommen  wir alle Sonntags beisammen und beten und singen wechselseitig

die hl. Meßgebete der Gemeinde, so wie wir auch jedesmal für das Wohl unserer Deutschen

Landbrüder beten, dann wird die Epistel und Evangelium mit dessen Erklärungen

Aus dem Brewier und dann nach der festlichen Zeit eine passende

Andacht mit noch etlichen großen Kindern, wir haben auch dabei auch schon einen

ziemlichen Chor eingeübt, so daß wir die Festtage Latein singen, aber ich muß

gestehen, daß wenn zur Feierlichkeit Festtags zum Segen und Wandlung dreimal

geschlagen ? wird, und wir knieend den hl Segen erwarten sollen, ich fast vor

Rührung und Tränen im Auge nicht singen kann da wir doch unseren Heiland

Im  Sakramente vermissen nach einen Priester erblicken, der uns das hl. Opfer

Vollbringt, und uns seinen Segen erteilt!  Aber des göttlichen Segens

Dürfen wir uns für hier in vollem Maße an Menschen und Vieh wir auch in

Unseren Feldern rühmen.  Die Nachmittagsandacht muß ich mit den meinigen

bis auf den Abend verschieben, wegen der hier üblichen Gastfreundschaft, welche

man hier wohl nicht ablehnen kann, welche man Sonntags ab muß statten,  und

deswegen leisten muß. Ich schrieb schon zweimal den H. Pastor Trauben

Welcher mit uns hierhin reiste, und bat ihn innigst uns zu besuchen, wir wollen

Ihm seine Reisekosten und Bemühungen mit Dank vergüten. Ich erhielt aber

Keine Antwort, voriges Jahr die Österliche Zeit, schickten wir einen nach Port

Allegro, um da einen Deutschen Missionar hierhin zu erbeten, dieser sprach

Es unserer Bitte gewähren, wenn wir ihm die Erlaubnis der höheren Obrigkeit

Dazu erbitten wollen, und schrieben wir an den Bischof und Präsidenten, doch

ohne Erfolg. Diese Ostern schickten wir einen aus unserer Mitte nach

Leopoldo, 400 Stund von uns, wo da auch zwei Deutsche Geistliche sind, um einen

Hierhin zu erbitten, um uns die hl. Sakramente zu spenden, aber er bekam

Zur Antwort, er könne unmöglich wegen zu vieler Arbeit wegen abkommen

und er  könne auch den Unfug nicht mit zugeben, die hl. Sakramente an uns zu

verkaufen, uns an den portugiesischen Geistlichen in Rio Parte den Erlaß zu

geben, von den Kopulationen und Taufen welcher sich diese Pikade Sante Cruz

als Pfarrei anmaße, dieser hat zwar etliche Mal unsere Pikade besucht, und an verschiedenen Stellen, die hl Messe gelesen, und die vorhandene Kopulationen

vorgenommen, und die Kinder getauft aber dies konnte und keineswegs

befriedigen, weil er unsere Sprache nicht kundig war, und wir dadurch die

ubrigen Sakramente nicht empfangen konnten. Ach, wie schmachtet unsere

durstige Seele danach, der Kirchenbau ist zwar 1 ½ Stund von uns im Gange

aber es ist nichts anderes zu hoffen, als daß da auch ein portugiesischer Geistlicher

hin wird kommen. Liebe Geschwister bittet doch unseren H Pastor Winterath

Er möge doch uns einen Rat erteilen, welchen Weg wir zu gehen haben, um

doch später einen  deutschen Geistlichen hierhin zu bekommen.

 

Es hat die Regierung eine ganz freie Schule hier errichtet, wo sie auch

verlangt, daß die  sollen darin sollen ausgebildet werden, aber keineswegs Klavirisch

dazu wie bei uns angehalten werden:  dennoch die Kinder in einem Monat mehr

lernen als bei euch in einem Jahr, welches auch viel dazu mag beitragen, daß sich hier

der Geist wie Körper fiel eher,  darwächst und entwickelt, unser Viktor ist auch schon bis

4 gr Fuß 11 Zoll herangewachsen die Kinder sind meistens bis zu 16 bis 18 Jahren ausgewachsen.

Eine halbe Stunde von mir kann ein Hauslehrer in sein Haus genommen, um

seine Kinder zu lernen, welche Gelegenheit ich benutzte, um meiner Bertha

auch dahin in die Lehre schickte,, wo es ohne meine Erwartung in einem halben

Jahr sehr gut Lesen Schreiben und auch schon ziemlich Rechnen gelernt hat.

 

Mit meiner Gesundheit will ich auch die Wahrheit gestehen, habe ich mich im

Winter, wo es auch bisweilen raue kalte Tage gibt, erkältet, und mir dadurch

den alten Leberfehler herbeigerufen, wo ich wieder paarmal etliche Tage

Davon liegen mußte, wo es aber bald besser wieder wurde, denn hier kann ich

mich viel bessere schonen als in Deutschland, denn hier brauche ich mich mit der Arbeit keiner ganzen

Gemeinde nach zu richten, und habe xmal bessere Lebensmittel, es ist auch jetzt

ein Doktor auf dem  Faschianal mit wie wo Apotheke  1 ½ Stund zu uns, welchen beim vorbeigehen ich einmal zu mir bat, welcher mir dieselbe Lebensregel und Pillen mir machte wie die Dökter in Deutschland.   Übrigens ist auch hier nicht viele schwere

Arbeit, bloß das Waldhauen, und aufräumen, hier wird kein Land umgegraben

wie in Deutschland um darin zu pflanzen, bloß ein wenig das Unkraut ein

wenig weggeschubt, und dann gepflanzt, denn hier der ergiebige Boden trägt

doch schon weit über hundertfältige Früchte. Dieses Jahr pflanzte ich 4  Quadrat

Bohnen, so viel als 1 ½ Eschel ? wo ich davon 36 Sack erntete, den Sack zu  3 Geschal gerechnet, wo noch dieses Jahr eine sehr geringe Bohnenernte war, wegen der sehr

anhaltenden Trockenheit und Hitze, so in 30 Jahren nicht mehr hier war.

Ich habe darum hier noch nicht so viel Hitze ausgestanden, als in einem warmen

Sommer in Deutschland, für den Sack Bohnen habe ich gleich im  Haus abzurechnen

8 Milreis/25Sgr/ geboten kriegt.

 

Unsere Pikade Santa Cruz hat aber auch von allen anderen Gegenden

in ihrer Brauchbarkeit den Vorzug, darum wird auch jetzt an ihre Spitze aufs

Faschianal eine Stadt angelegt, auf eine flache Anhöhe, eine reizende Aussicht

In des lieben Gottes schöne Welt, darum sich ein jeder nahe dabei niederzulassen,

Die jetzt ist in der Stadt in volles Leben und Weben im Bauen und mehrere

große Handelshäuser sind schon errichtet, uns Handwerker aller Art lassen sich dahin

nieder, eine halbe Stund von uns ist auch jetzt ein geschickter Schmit und Schlosser.

Darum kann auch Joh. Kroth Schumacher von Leopoldo, und hat an Kleitschen Land

1 ½ Stund von uns 2 Kolonien für 1300 Milreis gekauft. Der Schneidermeister Schneiders

Und Christoph Agnes von Reil,  Joha. Heck und Gellner Blechschläger, welche an Ende unserer

Pikade hatten,, haben 10 Stund von uns haben ihre Kolonien verlassen und haben

Sich in unserer Nachbarschaft Land gekauft, welches uns sehr erfreute eine Gute

religiöse Nachbarschaft zu bekommen, wir mit ihnen schon viele Freundschaft genossen, besonders der drolligen

Haßenfuß Agnes welche  ein einziger Spaßmacher ist.

 

So wie ihr von der Obrigkeit durch schwere Abgaben dispotische Gesetzte und allen

sonstigen Beschwerden in das Joch der Sklaverei unterdrückt werdet, so fällt hier die

Obrigkeit die Sklaven auszurotten, und Gott scheint selbst kein Wohlgefallen daran

zu haben, und hilft hier bestens dazu, den diesen Sommer herrschte eine pestartige

Krankheit in vielen Gegenden uns Städten, wo meistens lauter Neger Sklaven

starben, übrigens herrscht bei uns eine sehr gute Gesundheit, bei meinem Hiersein ist

von vornachhinein??  eine Kindbettfrau gestorben, und Matern Mees ist wie ich in vorigen Brief schon meldete von einem Baum tot gefallen worden.

 

Ich baute auf dieses Jahr ein gezimmertes Haus wo ich den Zimmermeister

Math. Haas von Lötzbeuren hatte, 38 Fuß lang, 27 breit. Es besuchte uns dieses

Jahr von Leopoldo Joh. Adam Steffens und sein Sohn Griebler Schumacher und

Sein Sohn, Josef S Göres aus der Stadt Kaischwerr?? 40 Stund von hier als ein großer

reicher Herr und Handelsmann und Goldarbeiter mit Bedienung welcher meiner

Frau einen goldenen Ring schenkte, Michel Kref aus Port Allegro welcher

Den Simonis wittib aus Pünderich ihre älteste Tochter heiratete.

 

Hier erden jetzt 360 Schritte Quadrat Wald abgehauen und genutzt haben.

Der Handwerker wird mit hier lediglich 1 ½  Sgr. und der Taglöhner mit .

25 Sgr.und der Mietener 20 Sgr. Dieses Jahr hat nichts mehr gehört von Heuschrecken,

Denn gegen diese Zeit wurde allenthalben eine 3tägige barfüßige Prozession um Abwendung

ganzen Übels gehalten. Es werden allenthalben Wasser und Mahl und

Ölmühlen gebaut, und Simon hat auch eine schöne Gelegenheit dazu und will auch

eine Mühle bauen.  Ölkernen ??  haben wir voriges Jahr gepflanzt, wo wir

Dieses Jahr unseren reichlichen Öl von hatten.

 

Auch bietet der liebe Gott den neuen Kolonisten seine liebreiche Hand

In der Natur, um alle häusliche Bedürfnisse zu stillen, es wächst hier im

Ort Kürbis, nämlich Pronken, welche harte wasserdichte Schalen haben, große

Und kleine gibt, wovon man alle häusliche Geräte machen kann, auch wächst

Im Wald eine Art Baumwichts, welche eine  Grät Hanfschale seine Rinde ist, wo man

Kordel und Seil, daraus anfertigen können, ferner wächst verschiedene Art Rohr

hier, wovon man die feinste Arbeit machen kann, nämlich Hüte, Siebe, Mützen

welches wir uns selbst machen, und hier von meinem Nachbarn erlernt haben.

 

Übrigens sind wir noch alle recht Gesund und Zufrieden, obschon wir manches

Angenehmene Deutschland entbehren müssen, nämlich Kirche und Gottesdienst  schöne

Wege, schöne Wiesen, Fluren und Felder mit den entzückenden prachtvollen

Frühlingssonne, denn es herrscht hier nur immerwährendes Grün, denn sehr

wenige Bäume verlieren auf  ein paar Wochen das Laub.

Ausgangs März 1855 habe ich einen Brief gelegenheitlich mit H..Kleidgen an euch

Abgeschickt, welcher schon etlichmal hierhin aus Deutschland schrieb. Und vorsichtshalber

daß er unsere Briefe abgegeben habe, ich habe verlängert, ich wollte die

Gelegenheit wieder abwarten mit dem Justen vom Hahn, welcher bis jetzt uns

verlängerte.

 

Liebe Geschwister! Dies ist was ich jetzt auch noch mitteilen kann, ich hoffe,

daß ihr auch mit recht vielen Unnützigkeiten erfüllten Brief erfreuen werdet.

Verzeiht, das raulig schrieb, die Zeit erlaubt es nicht, weil er drauf wartete und ich hatte

darüber auch Zahnschmerzen. Schreibt mit daß alles was sich zu Hause verändert und

in unserer Freundschaft zugetragen so hat, ihr könnt nicht glauben, wie interessiert man

auf die Nachrichten aus Deutschland ist. Meine Schwester ist Simon und Barbara

Sind auch noch Gersund Mathias ist beim Handwerk Bleischlegen.

 

Ich schreibe ich alleweil Gruß 1000mal

Konstantin Simonis”

 
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