0.Brief von Konstantin Simonis aus Brasilien an seine Geschwister in Briedel
Brief von Simonis im August 1858 von Santa Cruz, Brasilien nach Briedel
„Santa Cruz den 10. August 1858
Liebe teure Geschwister Kathrin Tabitha und Simon und Schwägerinnen!
Seid mir all in Christo Jesu und unserem Herrn alle herzlich gegrüßt! Wir befinden uns noch
alle Gottlob frisch und gesund, wie ich hoffe, daß dies Schreiben euch auch antreffen
werde, wir haben eure für uns so sehr wertvollen Briefe richtig erhalten, in
meinem letzten Briefe, wie auch von Sebastian Sehnem mit seinem Schwager,
und Simon Hammes welche bei uns den 28.Juli angelangt sind, haben wir erfahren
daß der liebe Gott euch nochmals mit gutem Herbste und reicher Ernte gesegnet hat,
welches uns aufs innigste erfreute, als wir aber wieder erfuhren, daß du liebe
Schwester Kathrin wieder mit einer schweren Krankheit heimgesucht wurdest
und meine Schwester Tabitha auch noch immer kränklich ist, wurde unsere Freude
sehr vermindert, wir müssen uns miteinander in den Willen Gottes geben, und uns
seiner gütigen Vorsorge gänzlich überlassen. Denn ich bin auch noch immer der alte
Krankheit wie zuvor, dein nur so wertvolles Rezept von der Milchkolenkur habe ich eine
Zeitlang probiert, und ich glaubte, schon etwas davon genesen zu sein, als ich vor einem
halben Jahre das Unglück hatte, von einem Pferde herunter zu stürzen, welches mich ganz
Verrungenierte???, wo ich noch mehrere Wochen das Bett hüten musste, und zur schweren Arbeit ganz unfähig wurde, und jetzt kaum die hiesige leichte Arbeit verrichten kann,
Doch bin noch wohlgemut dabei, und danke meinem lieben Gott täglich, daß er mich hier
in den Stand gesetzt hat, wo ich mich hier in meinen kränklichen Umständen schonen
kann, wo ich doch immer zu Hause bin, und mein eigener Herr bin, und mich keiner ganzen
Gemeinde brauch nach zu richten, und bis 3 Stunden in die schwere drückende Rott-
Arbeit zu gehen.
Voriges Jahr am 15. August ist mein Schwiegervater mit meinem Schwager
bei mir angelangt, mein Schwiegervater war über die Reise ganz gesund, doch gleich im Lande
wurde er krank, wie er auch bei mir anlangte welcher auch einen Brief und Geschenke
mitbrachte, wofür ich euch den innigsten Dank sage, acht Tage nach seiner Ankunft habe
ich euch gleich einen ausführlichen Brief geschrieben, da ich jetzt höre, daß ihr ihn nicht
erhalten habet, so finde ich es für gut, nochmals einiges daraus mitzuteilen.
Nämlich der liebe Gott segnete uns den 28. Januar 1857 mit einem schönen tüchtigen Knaben, welchen wir Wilhelm taufen ließen, welcher jetzt
Munterer stimmungvoller Knabe, wo wir insofern unsere innigste
Freude an haben. In diesem Schreiben benachrichtigte ich euch auch
schon daß der H Pastor Trauben von S.Kathrina, welche ihr Tod glaubtet, womit ich da wohl in Briefwechsel stand, doch in vereinigung des
Kirchenvorstandes, mir in zweien Briefen schon die feste Zusicherung
gegeben, bei uns als Pastor in Zeit von 4-5 Wochen einzutreten.
welches sich aber verlängerte, bis auf den Tag vor Neujahrstag, wo er
von den Männern in der halben Pikade auf dem Faschianal abgenommen
und in meinem Hause feierlich gesungen wurde, wo er nun auf Neujahrstag
bei mir den ersten Dienst mit Predigt hielt, weil er wie auch
die ersten Männer bei mir vorbei wollten, weil ich als Freund von
der Seefahrt aus mit ihm, und auf die erste Grundlage zum hierhin kommen
nun bewirkt habe, obschon bei mir der unzweckmäßigste Platz war,
und nicht der gelegene Mittelpunkt um immer bei mir Dienst zu halten, so
wurde er von den vornehmsten Männern der Pikade eine halbe
Stunde von mir abgenommen, und dahin gebracht wo auch ein größeres
geräumigeres Zimmer von 25 Fuß quadrat war, und dort seinen Dienst
fortzusetzen. Ihr könnt Euch leicht vorstellen, daß unsere innigste
Freude mit keiner Feder Zu beschreiben ist, unser innigstes Gebet erhört
zu sein, und nun wieder aus eines Priesters Mund das Wort Gottes zu vernehmen.
Welcher uns wieder einen feierlichen Gottesdienst verrichtete.
Und uns die hl. Sakramente spendete, obschon jährlich ein portugiesischer
Geistlicher jährlich die Pikade besuchte, an verschiedenen Stellen Messe
liest und die vorhandenen Kinder taufte und Kopulationen vornahm,
und die Gräber umsonst einsegnete, Voriges Jahr schickte auch der
portugiesische Geistliche beauftragt von dem H. Bischof Nachricht in die
Pikade diejenigen, welche die heil. Sakramente empfangen wollten, zu
ihm kommen sollten, bei ihm beichten eine wahre Reue erwecken sollten, so
wolle er ihnen die Hl. Kommunion, erteilen, es wollte mir anfangs gar
nicht einfallen, ohne Deutsch Beicht zu haben, die Communion zu empfangen
als aber viele religiöse Männer hin gingen, die hl. Sakr. empfingen und
die Nachricht brachten, daß in diesem Falle die Kirche trösten und lindern
könne, so entschloß ich mich auch, und ritt mit meinem Viktor mit zahlreicher
Gesellschaft die hl. Pfingstzeit in die Stadt und empfing die hl. Sakramente.
Nun sei es Gott doch wieder tausend mal gedankt, wieder einen Seelsorger
In unserer Mitte zu haben, welcher in seinem Amte ein würdiger tüchtiger
Mann ist, welcher auch wie ich an der Leber leidet. Welcher auch seine eigene
Schwäche hat, nämlich seine Freund?? Geldgier kann nie befriedigt werden.
Nachmittäglichen Gottesdienst hat er noch nie gehalten wurde, Andacht noch Messen.
Nun ist unsere Rosina auch zur Kommunion gegangen, den 13ten Juni. Nun ist dem
H. P. Trauen festgesetzt, von der Regierung und bekommt einstweilen dieses
Saläer 400 Milreis Gehalt, unsere Pikade gibt ihm auch 400 M. Zulage, nun hat er auch
schon andere Pikaden besucht, den Ringong und in der Stadt wieder zusammen auch nicht
weniger erhalten haben, seine Stohlgebühren die er bezieht sind wenn er auch schon
sehr viel Geld verdient hat, von einer Kopulation 12 Mlr., von einer Taufe 2 Mlr.,
einem Sing- und Seelenarmt 6 Mlr., von einer Stillmesse 2 Mlr., von
einem Grab einzusegnen 6 Mlr.. Bis jetzt wurde er noch immer von einer Stell
Zur anderen frei abgenommen und frei beköstigt.
Mein Schwager Konzen hat neben Peter Back Hermes eine ½ Stunde
von mir eine Kolonie gekauft für 500 Mlr. Sie haben vor 12 Tagen einen
jungen Pächter bekommen, --- mein Schwiegervater hat wahrscheinlich seines
Alters wegen das Klima hier nicht vertragen können, als er sich von der
Reise bei mir erholt und von seiner Krankheit vorerst genesen war, hat er bei der
anfangenden Hitze einen Schlag gekommen, welches ihm Gedächtnis ganz zerrüttete und
bisweilen wie ganz disparat wurde, den 12. Febr. bevor er kurz zuvor mit dem Hl. Sakr.
versehen, ist er dem Herrn friedlich entschlafen und auf def faschinalen Kirchhof christlich begraben.
Dieses Jahr wurde unsere Aussicht unserem Hauptprodukt die Bohnen und Milgen
Ernte wegen der großen anhaltenden Hitze und Trockenheit um ein
Großes vermindert, wo wir dadurch nur 60 Sack Bohnen geerntet haben, und der
Preis der Bohnen wurde auf über 2/3 vermindert, denn voriges Jahr stand der Sack
zu 9 bis 12 Mlr. Jetzt noch nicht grad 3 Mlr.. und dasjenige was wir zu kaufen haben
steigt immer höher im Preis, so daß dem hier überaus großen aufgestiegenen Luxus
ein wenig Einhalt wird. Und die Leute etwas mehr zur Sparsamkeit angemuntert
werden, darin ist aber hier doch nicht von Mangel zu denken, nur muß man seinen
Gelderwerb auf andere Sachen legen, nämlich unsere Nachbarn legen Schnapsbrennereien an, welcher hier aus Zuckerrohr gebrannt wird, wo wir darum ein großes
Stück Zuckerrohr gepflanzt haben. Welches den Kindern ein Delikates Schmauswerk
ist, und sich wohl fühlt davon zu essen., Wo wir dazu nun günstige Lage
haben, weil wir denn eine Anhöhe haben, wo es nicht erfriert als wie in
den Niederungen, eingekehrt wie in Deutschland denn eine halte Stunden von uns
kann kein Zuckerrohr mehr gezogen werden, wegen des geringen Bohnenpreis
gehen auch wieder Handwerker und Taglöhner, denn vorhin hat ein jeder am
meisten an Bohnen zu ziehen verdient. Darum haben wir auch ein schönes Stück
Flachs gesäht, um eine anderen Winter etwas Garn zu spinnen. Darum lade
ich mit einem schönen Gruß an den Meister Weber aus Kostens ein, nächstes
Jahr bei mir einzufinden und nach altem Brauch das Garn bei mir abzuholen
und ein Stückchen Tuch daraus zu verfertigen. Unserer fernerer
Gelderlöß ist Speck von den Mastschweinen, wo wir als von dem Speck von einem
Schwein für 40 Mlr. lösen, wie auch von der übrigen Butter, kost pro Pfund 20 Sgr.
und Eier, kost das Dutzend 5 bis 6 Sgr.
Ich habe auch eure Briefe vom Pauli und Simons Ternes
erhalten, ich hätte euch auch darauf geantwortet, aber um auch das
Postgeld zu erleichtern wollte ich warten auf einen Kaufmann
welcher eine Reise nach Deutschland wollte machen, und mich bis auf jetzt
Verlängerte.
Liebe Bruder! Ich habe auch deine Briefe und dein Portre richtig erhalten
welches uns sehr viel Freude machte. Wir habens gleich übers Klavier zu stetem
Andenken aufgehenkt, ich habe auch vom Wilges 2 paar Kirschbäume und 2 Rigelchen
erhalten, wofür ich dir auch meinen Dank zolle; ich habe auch aus deinem Schreiben
erfahren, daß du gesonnen bist, eine Lustreise hierhin zu machen,
So wäre uns dein Besuch allerdings sehr erfreulich und angenehm. Doch kann ich Dir
hierzu nicht anraten denn es würde eine so weite beschwerliche Reise sich des Vergnügens nicht lohnen; Gut ist es hier für jeden arbeitsamen Familienvater
sich und die Seinigen leicht reichlich zu verwöhnen, aber für einen Lustreisenden
aus dem kultivierten Deutschland aus ist hier wenig Veränderung zu suchen
anstatt der zu Haus schöne Wege und Plätze/Schafe, sind hier meistens hier nichts als
schlechte dreckige Wege anstatt der zu Haus schöne Blumen, Obstfelder und Wiesen
und Weingarten sieht man hier nichts als Waldung, und unsere Pflanzung
sind voll Bäume und Stöcke, obschon wir uns einen Garten und Obstfeld kahl reingeräumt haben.
Noch etwas neues, vor acht Tagen ist 10 Stunden von uns am Ende der Pikade
Schnee gefallen, welcher 3 Tag liegen blieb, welches bei Menschengedenken
noch nie vorgekommen, an der Kirche ist die Maurerarbeit über die Hälfte
fertig, in Brasilien geht hier alles langsam. Auch sind wir weil der Simon seine
Mühle jetzt fertig hat, des hiesigen allgemeinen Hauskreuzes enthoben,
nämlich auf der Handmühle zu mahlen.
Nun will ich mein Schreiben schließen und sage Euch allen ein herzliches
Lebewohl Gott möge seinen Segen dazu……..leifen, daß meine liebes teures mir
unvergessliches Deutsche Vaterland aus aller Not ferner an vielen schönen Trauben
und Früchten und unser neues Heimatland möge im Christentum möge sich
aufblühen, darum last uns für einander beten. Gedenke, ich werde wohl bei den
meisten in das Buch der Vergessenheit gefahren sein, wiewohl ich auch nie aus
meine Gedanken auslöschen kann, ebenso das ihr meine Geschwister, alle
Freunde Bekannte und Verwandte, Wovon ich manche Trost und Freundschaft empfing
wofür ich noch innigst danke. Welches meine weite Entfernung von euch eine Wunde
in mein Herz riß, welches die hiesigen neuen Freunde nicht so leicht ausheilen können,
Schreibt mir bald wieder, Ihr könnt nicht glauben, wie einen die heimatlichen
Nachrichten interessieren. Gott möge seine Arbeit dazu geben, daß dies Schreiben so bei guter Gesundheit antreffen werde wie es uns hier verlässt. Ich verbleie indes bis in den Tod
an Euch denkender getreuer Bruder
Konstantin Simonis
Gruß von Kathrina Franziska
Grüßet mir alle Freunde zu Pünderich zu Burg und Bullay, den J.O. Winterath, meinen
früheren Seelsorger, H. Dechant Schorren, ich hätte ein Schreiben an Ihn reingelegt aber die
Zeit war mit zu kurz, die Lehrer Wilberz und Esch, dem ich auch danke für seine Andenken
und den Blumensamen, wo mich jetzt die schöne Blume beständig an ihn erinnern.
Grüßet mir auch alle Nachbarn, Michel Feit und seine Brüder, Gottfried und
Joh. Pet. Sehnem, Martin Jakobi, Joh, Rees, Josef Schneiders, Johann Walter.
Besonders seist Du aber auch gegrüßt Johann Jakob, sei dein Bafna? recht treu und
folgsam, deine Mutter und Geschwister sind noch gesund und munter und lassen dich grüßen
Dein Bruder Simon ist voriges Jahr geheiratet mit Ursula Menten aus Zell und dein
Freund Mathias hat nochmals ein halbes Jahr Dienst genommen, bei seinem Meister.
Auch noch einen Gruß von mir wie von unserem H. Pastor Joh. Meinolpf Trauben an seinen
Mitkollegen aus dem Siminarium an den H. Dechant Augustin Feidt in Simmern.”