0.Konstantin Simonis Briefe aus Santa Cruz nach Briedel

Brief von Simonis aus dem Jahr 1860 von Santa Cruz, Brasilien nach Briedel

„Santa Cruz den 23ten November 1860

 

Liebe Geschwister!

 

Seit mir vor allem in Christo Jesu recht herzlich gegrüßt, wir

Sind noch alle Gott sei Dank gesund, wie ich hoffe und wünsche, daß dies

Schreiben auch euch wieder antreffen werde. Wir haben euren für uns

so wertvollen Brief am 15. März 1860 erhalten vom 6ten Dezember 59

und mit Freude vernommen, daß ihr noch gesund und munter seit, ich hätte

euch eher geschrieben, aber ich wollte noch abwarten, bis der Besuch von Sawershausen aus Deutschland wieder hierhin zurück käme, welcher vor

4 Wochen hier ankam, aber kein Brief und noch Bücher brachte.

 

Vorerst will ich auch melden, daß ich immer an meiner alten Leberkrankheit

leide, wo ich 3 Wochen vor Fastnacht mehr als gewöhnlich daran litt, und

dadurch nicht arbeiten konnte, hatte ich Zeit über unsere hiesigen Entbehrungen

nachzudenken, bei anders fiel mir bei der herannahenden Hl.Fasten und Osterzeit

schwer auf das Herz, ohne Geistlichen und Gottesdienst und Entbehrung der hl.

Sakramente zuzubringen, wir beteten beständig zu unserem lieben Gott

daß er doch unser Gebet erhören möge, uns die hl. Religion in  unserem Heimatland

möge aufblühen und gedeihen lassen. Und uns dazu einen würdigen Geistlichen

Möge senden.  Gott hat wirklich erhört. Freitag nach Aschermittwoch dieses Jahres

saß ich mittags halb genesen am Tische, als ein Jüngling vom vornehmsten Mann

angeritten kam, und mir verkündete daß soeben ein deutscher Geistlicher angekommen

sei, man verlange mich zu sprechen, das Essen blieb mir im Munde stecken,

ich konnte es kaum glauben, daß ohne eine einzige vorherige Nachricht ein Geistlicher

sollte angekommen sein, ich vergaß alle Kranklichkeit, und galoppierte

gleich hin, um dieser uns so hohen freudevollen Nachricht zu überzeugen. Ich

traf wirklich einen ehrwürdigen Geistlichen. --- ich konnte nicht Worte

genug finden, mein freudiges Willkommen ihm auszudrücken: als

uns nun über manches besonders über gottesdienstliche Sachen besprochen

hatten bat ich seine Hochwürden, mich später mit gelegentlich mit seinem Besuche

mich zu besuchen; noch heute sprach er, ich überbrachte nun gleich selber diese

so freudevolle  Nachricht allen Kolonisten in unserer Umgegend kund zu

tun, als ich nun zurück kam, kam er schon zu Fuß in Begleitung der ersten

Männer zu mir, wo er mich bat, daß ich ihn möchte in meine Wohnung auf-

nehmen um bei mir Dienst zu halten, die Männer wie ich auch wussten nicht

was sie denken sollten, denn ein jeder beeiferte sich, vorzugsweise aufzunehmen,

ich entschuldigte mich, daß ich nicht so gebild, wie diese, keine so große

Wohnung, und ein Haus voll kleine Kinder habe, und daß ich dieser Ehre unwert

wäre,  keine Entschuldigung, er blieb dabei.  Nun wurden gleich alle

Anstalten getroffen, meine Wohnung für Ihn aufzuräumen, und meine Stube

kirchlich einzurichten, und ein Altar errichtet, weil aber meine Wohnung zu klein ist, für

die Menschenmengen aufzufassen, denn es wurde gleich in alle Pikaden und auf dem

Faschianal bekannt gemacht, so wurde die Einrichtung getroffen daß Sonntags der

Dienst im Walde gehalten wurde, denn wie ich schon früher gemeldet habe, habe

ich nahe bei meinem Hause auf einer Anhöhe ein Stück Wald stehen lassen, für

mich und meine Familie zu einer Naturkapelle, diese wurde nun auf sein

Geheiß von 8 Jünglingen zu einer Naturkirche eingerichtet, und ein Altar und ein

großes Missionskreuz dahin gesetzt, denn es war ein Missionar, ein Priester

aus dem Jesuitenorden aus der Gesellschaft Jesu einer der würdigsten unter

frommen Priestern sein Name Michael Koellner, aus Regensburg in

Bayern. Ihr könnt auch nun leicht denken, daß es unsere einzige Freude war

diesen Diener Gottes nach Gebühr aufzuwarten; sein würdevolles Benehmen,

seine liebe  - doch ernstvolle herzangreifende rührende Predigten

zerschmolz die härtesten Herzen ganz um anderen Menschen, es mussten

alle eine Generalbeichte ablegen, und alle feindlichen unfriedliche

Personen mussten sich zuvor erst versöhnen, ehe er  sie absolutierte, seine

tägliche Arbeit war er bei Anbruch des Tages schon auf, betete und studierte

bis halb 7, war da bis 9 Beicht, von 9 bis 10 die hl. Messe, dann eine halbe Stunde

Betstunde um dann die Predigt welche meistens 2 Stunden dauerte,

von 2 bis 5 Kinderlehre, welche er zur ersten hl.Communion ausbildete

wie auch für ältere Kinder, von 5 bis 8 wieder Beicht, und wenn er vor

Nacht noch eine halbe Stunde Zeit hatte, nahm er liebevoll unsern kleinen

Valentin auf die Arme und Wilhelm bei der Hand, spielte mit ihnen

und ging mit ihnen spazieren und Abends unterhielt er sich mit uns

und den Besuchern, die wir meistens bis 10 Uhr hatten, und wenn wir

schon lang schlafen waren, so betete er noch längere Zeit in seinem

Zimmer. Ihr könnt euch nun leicht denken, daß sich unsere Freuden mit

keiner besser beschreiben läßt, unsere heißen Wünsche,, welche wir so oft

und lange zum Himmel schickten, nun auf einmal unerwartet in vollem

Maße erfüllt zu sehen. Es war eine wahre hohe Festzeit denn seines

Hierseins war unser Haus mit Menschen angefüllt, er blieb bei uns zum

ersten 10 Tag, wo er dann seine Missionsreise durch unsere Pikade

in 3 Stationen fortsetzte, und gegen Ostern wieder 8 Tag bei uns

war, wo er dann vor seiner Abreise den Kindern noch erteilten

Unterricht zur hl.Communion nahm, wo unsere Bertha auch dabei

war, von uns besuchte er noch die anderen Pikade, bis 14 Tag nach Ostern

wurde er abgerufen, wo er uns vor seinem Abschiede in allen zweifel-

haften Fällen Rat erteile und tröstete, uns beschenkte mit Bildern

metallichen Büchern und uns auf Garantie versprach  binnen einem

halben Jahr, wenn es auch nicht sollte für immer sein, doch auf längere

Zeit zu besuchen, denn es hätte ihm sehr gut bei uns gefallen.

Es würde für uns Sorge getragen, daß wir nie mehr lang ohne

Geistlichen würden sein.

Um die Pfingstzeit war der Präsident die erste Regierungs-Person nach dem Kaiser bei uns auf dem Faschianal, so heißt unsere neue Stadt, welchen wir demütigst baten, er möchte

uns doch die Bitte gewähren und uns einen Deutschen Pfarrgeistlichen aufs Faschianal

senden, welcher unsere Bitte auch genehmigte; aber trotz alledem ist vor zwei

Monaten ein portugiesischer Geistlicher auf ein Jahr festgesetzt worden, nun haben

wir gleich eine Reklamation  dagegen, eingereicht auch hoffen wir und beten, daß unsere

Bitte möge gewährt werden, denn es sind 8 Missionare in der hiesigen Provinz, wo

von einer seine Bestimmung hierhin hatte. Nun waren wir auch etlichemal auf dem

Faschianal bei dem portugiesischen Geistlichen in der hl. Messe, welche aber keine

25 Minuten dauerte, welche jetzt noch in einem Handelshaus bis zu Weihnachten, dann

Soll der Dienst in der Kirche gehalten werden / gehalten wird. Einmal hat er auf

unsere Bitte, ein Singamt gehalten, wo wir dazu sangen, und ich auf einem großen

Flügel dazu spielte, welches mich aufs innigste erfreute, weil er gerade das so wünschte

wie unsere deutschen Geistlichen, welches aber kaum all halb Jahr zu erwarten ist,

wo er aber doch nicht einmal ein Evangelium vorliest. ##### Übrigens gefällt es den Leuten

besser bei uns, wo wir Sonntags einen Altar bauen, und gemeinschaftliche Andacht halten

wo sich die  hiesige Umgegend in unserem Hause dazu versammelt. Sonst steht es

noch traurig hier, wenn kein deutscher Geistlicher hierhin kommt, welcher die Sittlichkeit

und Religion aufrecht erhält, so ist unsere Müh und Arbeit, all freudlos, sonst wächst

die liebe Jugend auf, verwildert wie das Vieh. Wir empfehlen uns daher auf

das innigste in einem Gebet für unsere Heimatland für Geistlichkeit und gedenken der Religion.

Weil man hier der Nahrungssorgen enthoben ist, so ertut ?? das Volk um so mehr, als

In Binkus ?ß Wohllust und Streitsucht, denn seit einem Jahr haben wir deutsche Obrigkeit

auf dem Faschianal so ist auch die Prozession stark. Der gute Samen welche Pater

Michael Köllner hier sähte, ist schon längst von Disteln und Dornen erstickt worden.

 

Neues weiß ich sonst nicht zu schreiben, als daß der liebe Gott unsere Gemalin

mit einen liebevollen Knäblein geehrt hat, welcher  geboren wurde

Den 20. März 1859, welcher nach der Aussage meiner Schwester das leibliche Portrait

meines Vaters selig sein soll. Valentin sein Name, wo ich Valentin

Goldschmidt zum Pate nahm, welcher jetzt ein munterer Knabe ist.

 

Wir haben auch diesen Winter von unserem Zuckerrohr ein

Fuder Schnaps von Christoph Agnes von Reil um ein halb brennen

lassen. In unserem Teil ein Zulast, welchen wir aus dem Haus

verzapfen und für die Quart 14 Sgr. bekommen. Wir hätten auch eine

Schnapsbrennerei gebaut, aber weil es zu viel mit Gefahr verbunden

Ist, bei der Auspressung, so habe ich keine Lust dazu, denn voriges

Jahr hat Marks von Pünderich der zweite Nachbar von uns, seiner Magd

die Hand in der Presse verquetscht, und war den 5ten Tag ein Lühe??

Und dieses Jahr hat Christoph Agnes sein zweites Kind die Hand in der

Presse verloren. diese ist aber nochmals durch die ärztliche Kunst

nochmal gerettet worden. Wir haben uns auch voriges Jahr

wieder eine Kolonie gegen uns über gekauft für 550 Milreis.

Milreis sind 25 Sgr. Wo eine Kolonie bis jetzt zu 1.000 Milreis

gestiegen sind, wo wir auf der einen Seite Pauli von Pünderich

zum Nachbarn haben, auf der anderen Seite eine religiöse

Familie aus Schlesingen.  Kaspar Simonv on Pünderich ist auch

wie Pauli aus einer entfernten Pikade hierhin gewandert, und

hat sich die 3te Kolonie von uns entfernt gekauft.

XXXXX

Eine Predigt muß zum voraus bestellt  und bezahlt werden.

Mit 50 bis 60 Milreis sie können nicht denken, wie schäbig es

Mit der hiesigen Geistlichkeit nit steht, ich darf nicht alles schreiben.

Wir haben auch diesen Winter  Potre ?? gemacht, nämlich wir haben ein

großes Stück Land von 400 Schritt breit und 500 tief stark mit Klötzern einge-

zäunt, wo wir all unser Vieh jetzt  in laufen haben auf der Weide, jetzt

Brauchen wir kein Vieh mehr zu füttern, können nur abends und

morgens das Vieh herbeiholen und melken. Zu dieser Arbeit hatten

wir täglich 4 Mann, 2 aus Tirol und 2 aus Pommern, soweit als die Pommern

nur in der Sittlichkeit und Religion hinter uns sind, soweit sind die Tiroler

vor an uns. Unser Vieh bestand ist  Pferd, 3 Küh, 1 Stier, 4 Rinder, 40 Schweine, 50 Hühner, 10 fast neu.

 

Voriges Jahr war unsere Bohnenernte ziemlich schwach

ausgefallen 33 Sack, wo wir den Sack zu 8 Mlr. verkauften.

Dieses Jahr stehen die Bohnen viel schöner, wo wir hoffen nochmals

so viel wir voriges Jahr zu bekommen.

 

Lieber Gevatter, und Jugendfreund Michael Feidt …

Du bist vielleicht der einzige, der sich meiner dann und wann wird noch

erinnern von meinen Kameraden. Der sich mit jedem Schreiben beehrte ich denke auch noch oft an dich, habe Danke für deine Tröstungen und Lehren.

 

Lieber Bruder Simon, bist du gestorben oder hast du zu sehr

ganz vergessen, daß du nicht einmal mehr an mich schreibst.

Matthias Melchiors habe ich auch jetzt bei mir im Hause, weil er

seine Profession  gut verkauft, so ersetzt er uns jetzt reichlich mit Flaschengeräth.

Liebe Geschwister und alle Deutschen Brüder, es freute mich herzlich

als ich hörte, daß es doch wieder besser bei ist daß ihr doch bessere Frühjahr und

 Herbste hattet.    So betrübet es mich auch als ich hörte, daß noch immer

mit Kriegsunruhen belästigt werdet. Gott möge seine Segen dazu verleihen

daß unser liebes Deutsches und unser großliebes Vaterland von Krieg

und allen sonstigen Plagen möge befreit bleiben.

 

Liebe Schwestern Kathrina und Tabitha, ihr könnt nicht glauben, wie

Ihr mir so unvergesslich im Andenken seit, liebe Sch. Kathrin, hat du

Fehler von deinem Armbruch davon getragen und Tabitha wie stets

mit deiner Krankheit, mit der  Orm der Bruderliebe umschlinge

ich auch ein herzliches Lebewohl Gott sei bei euch und uns, schenkte

in euren alten Tagen eure Gesundheit, als könnte ihr sie so schonen

wie ich weil ich hier bei der Arbeit bin, wenn ich schon schwächlich bin. So geht

es Gott sei Dank doch, sonst sind wir noch alle ccccßß.. und gesund, meine

Frau versieht ds Hauswesen, unser Viktorist  jetzt ausgewachsen und

ist bei  2 Zoll größer wie ich, unsere Rosina versteht gut das

Häkeln und verdient sich ziemlich damit, unsere Bertha wird auch

recht stark und unsere Maria Tabitha geht jetzt in die Schule.

Unsere Franziska, Wilhelm und Valentin hört man schon in der Ferne

beim Hause singen und spielen ich hätte euch noch manchen zu schreiben

doch ich muss schließen, nochmals ein herzliches Lebewohl bis wir

uns einstens jenseits des Grabes wieder sehen, euer bis in den

Tot an auch denkender und liebender Bruder Konstantin Simonis.

 

Grüßet mir auch nochmals alle Freunde und Verwandte zu Briedel, Pünderich, Burg und Bullay, Michael Feit mit seinen Brüdern Pastor Winterath und beide Schullehrer,

Weber von Kostens, Schreibet uns doch bald wieder, besonders was

mit euch Freunden und Bekannten vorgegangen und wer gestorben ist.

 

Gruß von Kathrina   -   Franziska Simons. Es grüßet Euch vielmal einer Euch bis

In den Tod liebender Viktor.

Rosina

Ein Gruß von Bertha Simonis”

 

 

Xxx Quertext  4. Seite

Noch etwas, ihr braucht euch nicht zu ärgern, weil ihr vielleicht nicht

konntet wie ihr versprochen habt, die Bücher hierher schicken, denn jetzt ist

Auch ei uns eine deutsche Bibliothek auf dem Faschianal und

man bekommt auch jetzt fast alle deutschländer Waren, was

früher nicht wahr, es kultifiziert sich allmählich immer mehr.

 
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