0.Brief von Konstantin Simonis aus Brasilien an seine Geschwister in Briedel
Brief von Simonis vom Dezember 1858 von Santa Cruz, Brasilien nach Briedel
„Santa Cruz den 26. Dezember 1858
Am Tag des hl. Stephanus
Liebe teure Geschwister
Gruß und Segen im Herrn; Wir sind noch alle Gottlob
Gesund und Munter, wie ich hoffe, daß dies Schreiben euch auch
bei guter Gesundheit antreffen werde. Wir haben deinen
Brief liebe Schwester Kathrina vom 29. August 58 durch
Konzen richtig erhalten, wie auch deine 3 vorigen Briefe, ich
habe auch mit zwei Briefen dagegen geantwortet, wie ich aber höre
habt Ihr den ersten nicht erhalten, so hoffe ich doch, daß ihr den letzten vom
8. August dieses Jahres werdet erhalten haben, so finde ich es auch nicht
für nötig ihn zu wiederholen, ich hätte auch schon öfter geschrieben
und eure mir so wertvolle Briefe, jedesmal geantwortet, worüber
du dich in deinem letzten Schreiben beklagtest, daß ich nicht mehr schreibe.
Aber ich wollte euch nicht dem Postgeld belästigen, und dadurch der Bitte?
welcher mein Bruder mit Wilges mir schickte, nachkomme, daß ich jährlich
ja nicht mehr wie einmal sollte schreiben, denn man hat hier
nicht die Gelegenheit, die Briefe abzuschicken, wie Ihr, Jetzt war
aber auch die Gelegenheit nicht zu säumen, welche von Nachbar gewahr
worden daß morgen einer soll nach Deutschland machen, darum verzeiht
mir wenn es in eilt bei Licht ein bisschen rauflig ausfällt.
Mit schwerem betrübten Herzen muß ich euch zuerst melden daß der
H. Pastor Trauben auf Martini uns wieder verlassen hat, Ihr könnt
euch nicht denken, welche Wunde des Herzens mir bei seinem Abschiede
Meistens wir wie Kinder zusammen, er hat uns zwar versprochen, wenn
seine Bedingungen, womit er in Spannung… stand gegen seinen Vorgesetzten
Portugiesischen aus Rio Parto wodurch er auch fort ist, bey dem Bischofs-
Versprechen in Port Allegre, denn der Bischof ist vor kurzem gestorben,
würden bewilligt werden, so würde er bald wieder zu uns zurück-
kommen, nun hat aber der Bischofsverweser schon zweimal geschrieben,
daß dem H. P. Trauben seine Satzungen seien bewilligt worden
er anfänglich sein Gehalt zu 800 Milreis erhält, nebst seinen Stohlgebühren,
und daß das Faschianal zur eigenen Pfarrei sei erkoren, und das er von
da an frei unabhängig von den Geistlichen aus Rio Parde für die
Deutschen auf S.Cruz wirken könne, aber er hätte es noch nicht
bewirken können, seine Rückreise anzutreten, sein eigenes Sinnen
Sei nun nach Deutschland zurück zu kehren. Er hat auch wörtlich
einen sehr unruhigen Geist welcher nirgends an einer Stelle lange
bleibt. Wenn ich der Wahrheit, das Zeugnis geben soll, so hat er seit
seinem Hiersein hier wenig Gutes bewirkt; Anstatt um das
Wohl seiner anvertrauten Schafe Sorge zu tragen, war es ihm einzig
Allein um die Wolle ?? zu tun, er hat nur … ein ganz kleines Stündchen
täglich die Communikanten Kinder wo die meisten noch gar keinen Unterricht
in der Religion hatten weder Lesen noch Schreiben konnten unterrichtet, vielweniger
das er der älteren so sehr wild heranwachsender Jugend einmal
Christenlehre angeboten hätte, oder das er Sorge getragen hätte, um
einen deutschen Lehrer, daß die Kinder im Christentum unterrichtet
würden, er hat auch keine Karwoche, keine Kreuzwache, keine Oktav,
Selbst auf das flehende Bitten des Volkes nicht immer eine Prozession
auf Fronleichnam gehalten und auf die heiligsten Feste nicht
einmal eine Vesper oder Andacht. die Hälfte sonntags Stillmesse
und werktäglich ohne Bestellung wohl keine, so das durch sein böses
Beispiel . Die uns so sehr achtungsvolle christlichen Gebräuche und
Tage, anstatt wieder zu erheben bei den meisten ganz erkaltet sind.
Es sind im Januar dieses Jahres 3 deutsche Geistliche hier in Porto Allegre
angekommen, wovon einer seine Sendung bei uns nach S.Cruz
soll gehabt haben, weil wir aber nun einen hatten so ist er
anderwärts, zwei sind davon nach S. Leopoldo, nun ist
auch wieder die allgemeine Sage daß im Sept. nochmal vier
Missionare angekommen seien, wovon einer vierzehn Tage
In Rio Parto wirkte, welcher aber seine Bestimmung
Unter die wilden Butern hatte, nun hoffen wir auch das sich
auch mit Gottes Hilfe auch vielleicht ein besserer Priester sich
wird unserer erbarmen.
Geh.. Liebe Schwestern. Wir sind hier in Religionsdingen in sehr
üblen Umständen, wir sind zwar von den lieben Gott im Zeitlichen
noch so viel gesegnet worden, daß wir der Nahrungsfrage enthoben
sind, aber um so viel zentnerschwerer fallen einem die Sorgen des wegen
Seelenheils um die Erziehung der Kinder in der Religion und von der
Verführung zu Teil, den hier ist kein einsames Leben wie man sich zu
Haus vorstellt, die Zusammenkünfte, des Jungvolkes sind hier noch immer
ärger als in Deutschland, wie auch die Klätscherei und Verleumderei, denn eine
Pikade ist anzusehn wie eine Gemeinde, wenn sie schon über 10 Stunden lang ist.
Was morgens unten in der Pikade geschieht, weis man schon mittags am Ende
derselben. Denn hier brauch niemand von einem Hause zum anderen zu gehen,
es geht alles schnell zu Pferd. Die Sonntagsentheiligung ist auch eine der
Hauptsünden welcher bei sehr vielen zu einem Transporttag missbraucht
wird, wie auch mehrere sich nicht schämen, Sonntag in der /Rot?/ oder Feld
zu arbeiten, übrigens halten wir bei uns die meisten wieder wie
vorhin unsere gottesdienstliche Versammlungen und gemeinschaftliche Andachten
Übrigens will ich keinem mehr anraten, dem die Religion, das gottesdienstliche
und das Seelenheil seiner Angehörigen lieb ist, Deutschland zu verlassen, darum
Kann ich es auch dem Dillenburg nicht für übel nehmen, wieder der Religion zu lieb nach
Deutschland gewandert zu sein. Wer gesund ist und Mittel hat, sich wieder
Land anzukaufen, es sind aber auch schon etliche Familien von hier nach Deutschland
gewandert, konnten aber das Klima wie auch noch mehr wie die dispotische
Behandlung der Obrigkeit nicht vertragen und sind nochmal nach Brasilien
hierhin gekommen, denn hier allda ist mehr mit unserem Hiersein noch keine Gesetz-
Bekanntmachung nach eine Forderung geschehen.
Nun sind wir doch einmal hier, und der Herr möge uns doch vor
Heimatweh behüten obschon wir ohne Lehrer und Geistliche sind, welche
den Jugendlichen Erziehung und Bildung in der Religion meist bewirken, wofür
hoffte ich, wenn einmal ein deutscher Geistlicher hierhin wird kommen
der wird wieder Schul- und gottesdienstliche Sachen machen in Ordnung machen???
zu stellen, aber was ist geschehen, durch sein sittenloses Beispiel
hat er nur noch das wenige Religion erkaltet. --- Was soll ich nun tun
Nichts als dulden und beten, ich habe nahe an meiner Behausung an einer
Anhöhe einen Ecken Wald stehen lassen, wo ich mit meinen Kindern einsam
öfters hingehe, um dem Himmel inbrünstig anzurufen, daß er doch seine heilig.
Religion in unserem neuen Lande möge aufgrünen und blühen lassen
möge, und uns einen würdigen Priester möge senden, von da aus
Sehe ich auch über alle Wälder und Täler bis über in die Gegend Deutschlands
wo ich euch liebe Geschwister da in dieser einsamen Anhöhe aus mit Klagen
und Segenswünschen für euch uns und durch die Luft vieltausendmal begrüße.
Unsere Bohnen haben auch jetzt deren wir noch 50 Sack hatten, verkauft
Zu 4 Mlr. per Sack, welches Geld wir anwenden um gegen uns über eine
Kolonie zu kaufen, welche wir im Handel haben zu 550 Mlr. Die diesjährige
Bohnenernte wird lang nicht so reichlich ausfallen, weil meine Gattin
in der Pflanzzeit eine gefährliche wehe Hand bekommen hatte wobei sie auch
sehr krank war und bei 3 Monat ganz unarbeitsfähig war, wodurch wir
viel verhindert wurden zu pflanzen. Wenn ihr nicht solltet den letzten
Brief bekommen haben, so kann ich auch nicht unterlassen, euch zu benachrichtigen
das uns der liebe Gott mit liebvollen munterem Knaben gesegnet hat,
Wilhelm mit Namen, welcher das kommende Jahr den 28.Januar zwei
Jahr alt wird, Wir haben uns auch auf Anraten des Pastors, das
der Honig soll sehr heilsam sein für die Leber, woran ich noch immer
leide, einen deutschen Bienenstock gekauft welcher sich jetzt bis zu 20
Stöcken vermehrte wo wir jetzt reichlich im Honig leben.
Habt ihr auch den Comet mit dem Buschen…langen Schweif gesehen,
welcher bei uns vom 14. Oktober bis zu Martini gegen Westen sichtbar war.
Nun wünschen wir euch bei dem herannahenden Neujahr auch alle Kathrina,
Thabita, Simon, Schwägerin und Joh. Jakob, wie auch alle Freunde
und Bekannten und alle liebe deutsche Brüder und Schwestern insgesamt
ein sehr reichliches glückliches segensreiches Jahr, und allen welche die
Pilgerreise dieser Erde vollendet haben, die ewige Seligkeit und
wir empfehlen auch ferner uns in alle hl. Meßopfer und in die Gebete
der andächtigen versammelten derselben.
Es grüßet auch herzlich viel Tausendmal an Euch bis in
Den Tod denkender
Konstantin Simonis
Grüßet mir auch alle Freunde Briedel
Pünderich, Burg, Bullay, Weber von Kostens alle Nachbarn und auch Jud.
Hiersch Michel und seine Brüder, wie auch den Herrn Pastor Winterath,
Herr Dechant Schorren zu Bruttig, wie auch den Lehrer Esch, Joh. Walter
Joseph Schneiders, Gottfried Sehnem, Martin Jakobi, Johannes Rees.
Katharina Franziska Victor Simonis Rosina
Bertha - Gruß aber auch an meine Brüder Simon
Uns Schwägerin und Johann Jakob.”