0.Brief von Konstantin Simonis aus Brasilien an seine Geschwister in Briedel
Brief von Simonis aus dem Jahr 1855 von Santa Cruz, Brasilien nach Briedel
„Santa Cruz, den 3. Juni 1855
Liebste Teuerste Brüder und Schwestern!
Unbeschreiblich groß war die Freude, als wir hörten, da ein Brief von Euch angekommen sei, aber unsere Freude wurde über das Lesen des Briefes in Trauer verwandelt, als wir daraus sahen, daß meine Schwester Kathrina das Unglück hatte, ein Arm zu zerbrechen
und dann noch obendrauf an einem Fieber krank darnieder liege, und daß die Zeiten
durch die schlechte Ernte und Herbst noch immer schwerer und hungriger würden,
da wünschten wir alle Armen und Bedrängten hierher welche sich in dieses Klima
schickten können, denn hier ist kein Mangel an Nahrungsmitteln, es ist aber auf der Welt
nirgends etwas vollkommen; Denn hier ist auch manches Unangenehm, Denn das erste
Jahr wird fast ein jeder voll Grätzartiges Geschwür und Gebiß bis sich das deutsche Blut
und Haut sich umgeändert hat, sonst erfreut aber fast jeder seiner Gesundheit und höchst
selten hört man von einem Kranken, noch seltener von einem Sterbefall, den schon
weit übers Jahr sind in dieser Pikade St.Cruz, welche 188 Familien bildet nur gestorben
nämlich Matern Rees, welcher das Unglück hatte, von einem Baum tot geschlagen
zu werden und dann J.A. Thomas von Zell sein ältester Sohn, und dann ein zwei Kleinkinder.
Vor den Schlangen und handgroßen Spinnen hat man sich hier sehr zu fürchten,
denn ihr Stich ist gefährlich, doch hat man hier Mittel dagegen. Die Schlangen sind aber
keinesfalls größer als zu Haus die Unken und Blindschleichen.
# welcher aber nicht beisen als wie die Deutsche Ameisen ## Die Ameisen welche uns öfter ungeladen besuchen, und bisweilen als Nachts aus den Betten treiben, sind
unsere Hisger und Amtsboten, wir haben sie aber leichter fortjagen. Als ihr nun in
Deutschland, wir brauchen nur glühende Asche oder kochendes Wasser ihnen in den Weg
zu gießen, so sind sie gleich wieder fort. Sonst brauch man hier von nichts Neues zu zählen
und ist ein sehr feines Leben hier, dieses aufgeheitert Freizeit sieht man wohl jedem an
wogegen man in Deutschland den meisten ihre Armut von der Arbeit und Obrigkeit auf
Tiefste niedergedrückt ansieht; wogegen die hiesige Obrigkeit welche ihre Güte versucht
jeden unverschuldeten in der Pikade auf reichliche Unterstützung, doch die Armen sind selten
Mit Kirch und Schul haben wir jetzt eine gute Aussicht, denn 3 Stunden von uns
ist eine Schule errichtet, wo die Kinder alles Unterricht wie sämtliche Schulgeräte frei
erhalten sogar die Kinder, welche durch ihre weite Entfernung genötigt sind da zu
bleiben, werden auch bei den dortigen Kolonisten frei beköstigt, deswegen haben wir
unseren Viktor dahin getan, um Portugiesisch zu lernen, er kam aber bald wieder
und uns die Antwort brachte, er könnte alles was der Lehrer jetzt lehrt, er könnte sich mit ihm
Allein nicht abgeben, bis später, bis er eine Klasse so weit ausgebildet habe, und ihn dann
dazu nehmen. Es hat sich auch zu unseren Gunsten dieses Jahr entwickelt, daß auf das Faschianal anderthalb Stund von uns, eine Stadt soll erbaut werden, wo jetzt die
Straße und Hausplätze mit bezeichneten Fälen(Pfälen) bezeichnet und am engsten sind, auch ist zu unserer höchsten Freude auch an einem schönen erhabenen Platz für die Kirche
bestimmt, wo gleich ein Haus für Arbeiter und Handwerksgerät errichtet wurde, von
da wurde auch eine Straße abgestochen, eine Stunde bis an den Rio, einem Fluß, welcher
in der Arbeit ist, um dahin mit Dampfschiffen gefahren werden zu können. Das ist also
der nächste Fluß, den wir in der Nähe haben, wo wir aber durch den gegenüber liegenden
Wald kaum eine Stunde hin haben, übrigens haben wir Bäche genug.
Ich baute 50 Schritte von der Straße bei einem schönen Brunnen, welcher aus der
Seliche entspringt und etliche hundert Schritte entspringen auch zwei Bäche in meiner Kolonie
welche sich etwas weiter in einen schweren Bache sich ergießen, meine Kolonie ist wohl
gleich zu nennen, obschon kleine verlorene Anhöhen sich darin befinden, gar in kein Vergleich zu nehmen gegen das hohe Gebirg in ganz Brasilien.
Wollt ihr an Gestirnten gern sehen, wo Brasilien liegt, so sehet bei uns der Winter
Am Christtag nach dem Rechten welcher dann abends nahe über unserem Haupte steht und
dann die andere Zeit zu Norden abweicht, übrigens sehen wir nur die G???…., die Wagen
und die anderen Himmelszeichen bekommen wir nicht zu sehen, dafür sehen wir zwei schöne
gestirnte Wolken, nicht weit von der Milchstraße entfernt. Die Wechslung der Tageslängen
Ist hier nicht xxxxx so bedeutend, als bei uns, denn bei uns der Sommer um Christtag geht, die Sonne um
halb 8 Uhr auf und um halb 7 unter, und folglich dem Winter geht die Sonne um Johanni
um halb 7 Uh auf und halb 6 unter, daraus könnt ihr schließen, daß die Jahreswitterung
auch nicht so viel abwechselnd ist, der Sommer ist wohl nicht wärmer, als bei euch, kommen
2 bis 3 schwüle Tage drin vor, so kann man auch auf ein abkühlendes Gewitter Rechnung.
machen und der Winter ist meist angenehm warme Witterung, wo selten ein paar
Nächte Reif eintreffen, die Nächte sind aber meistens durchs das ganze kühl, wozu jedem
Auswanderer anzuraten ist, die Federbetten nicht zu vergessen, mitzubringen, denn
man braucht sie hier so gut als wie in Deutschland.
Unsere Bauart ist ein 24 Fuß quadrat 9 Fuß hoch einstöckiges Haus, mit gerissenen
Brettern rundum zugeschlagen und dann ein Dach darauf mit Schindeln gedeckt, welches sind 2 Schu lang gerissene Bretter, dann an einem Ende mit Zapfen versehen, und dann über
einander an Leisten angefangen, welches dann ganze dichte billige Dächer gibt, welche
schon über 40 Jahre hier sind, und noch kein Fehler dran ist wir haben auch dabei eine Küche
Von 16 <> Fuß gebaut welche wir aber auf Deutschlandsart, die Gefächte genannt und dann
mit Bändern zugeschnürt haben, und dann haben wir auch 4 Ställ gebaut, all die Bauarbeit
haben wir all selber gemacht, und hat uns nichts gekostet, als blos die Nägel, denn man hat
das schönste Bauholz, wie mans verlangt auf dem Platz. Unser Vieh ist jetzt nachhinein
anfangs 12 Schweine, 20 Hühner, 2 Hund, 2 Katzen, wo wir aber auch bald der Meinung sind, eine Kuh und Pferd anzukaufen.
Wer etwas hier zu verkaufen hat, kann immer seine Waren zu Geld machen, muss nicht warten, will oder kann, bis Händler kommen, um zu kaufen, so kann er seine
Produkte nur auf das Faschinal oder zur Stadt bringen, so wird er sie immer los.
x.x..x..x.und Bohnen werden hier aus dem Sack verkauft, welche so viele wird
sein als 3 Deutsche xxxx, der Sack Bohnen kömmt 7 bis 11 Milreis und der Sack Milgen
2 bis 4 Milreis und die Mastsau werden die schweren überhaupt verkauft, wir haben eine
gekauft für 56 Milreis, welches 340 Pfund wog, welches 6 Zoll hohen Speck aufhatte, und deshalb über 200 Pfund Speck hatte, von den meisten Säuen wird nur der Speck verkauft so viel einer entbehren kann, welcher dann auf Rüber weis verkauft wird, welches 32 Pfund sind, wo der Rumpen 8 bis 10 Milreis kostet. Was wir zu kaufen haben ist auch nicht gebräuchlich
pfundweis zu kaufen, sondern auf dem Rumwer, wo der Kaffee Zucker Salz Reis im
Allgemeinen billiger ist als bei Euch.
Unsere Lebensweis ist, wir Schlafen hier ruhig bis an den Tag, denn man
brauch hier keine Stunde vor Tag die Sind auf 2 ½ Stund Wegs bei die Arbeit zu gehen.
Dann wird gefrühstückt, welches besteht aus Kaffee und gutem Meisbrod.
Obschon das erste Jahr immer schwerste hier ist, denn aller Anfang ist schwer, so haben wir
es doch noch so gut gehabt, als wie in dem beschwerdenvollen Briedel.
Es hat uns ein geistlicher Missionar angeschrieben, er wolle zu und kommen, um
uns die Gnadengabe der Kirche zu spenden, um an verschiedenen Plätzen die heilige
Messe zu lesen, zu predigen und uns die Sakramente zu spenden,, er müsse jetzt aber
noch den Bischof auf der Firmungsreise begleiten, wir sollten daher seitdem den Präsidenten
um Erlaubnis bitten, daß wir in des portugiesischen Geistlichen von Rio Parto Pfarrei
dürfen treten welche wir auch gleich getan, und fiebern täglich ihm freudiger Sehnsucht
entgegen. Die Ostern hat uns die Regierung ein deutscher Geistlicher sollen zuschicken, welcher in der Zeit erkrankte.
Meine Kinder sind auch hier im Wald in der Ein-
samkeit froh und munter, und machen sich auf allerlei Art Freude und spielen in
Unschuld miteinander, so gut als wenn sie viele Kameraden bei sich hätten, sie
können Euch auch nicht vergessen, liebe Schwestern und fragen noch täglich von
ihrem lieben Häuschen und erzählen einander ihre Träume davon, unser
Viktor muß uns jetzt als Sohn in der Arbeit beistehen, unsere Rosina ist unser
Kindermädchen, wo es dabei das Geschäft hat, das Bertha in Lesen zu unterrichten
welches hier auch ein kuraschiertes Mädchen gibt, unser M. Tabitha ist auch sehr munter.
Es kam auch diesen Sommer öfter über dieses Land ein ungeheuer großes Heer fliegender
Heuschrecken, welche wenn sie vorübergezogen, die Luft ganz verdunkelten, und wo sie
sich niederließen, viel Schaden anrichteten.
Ich will euch auch noch etwas von dem Kokusbaum deren wir eine dicht beim Haus
stehen haben beschreiben, welche wie wir zu der Mutter Gottes beten, hoch über
alle Bäume prangt, welche eine Höhe von 80 bis 100 Fuß erreicht, und schier gleiche Dick, sofern eine geringsten Ast kürzen grad bis an die Krone ist, welcher jährlich 3-4
Trauben anbringt wo an einem jeden eine Mannslast ist, bei ihre Reife herunter fallen
und dann die Körner an Geschmack und größer den Markballen ähnlich sind.
Man findet beständig eine großartige Gewächse, welches uns in Erstaunen und Bewunderung
setzt, welche ich auch beschreiben könnte, aber ich will auch nicht mit vielen Schreiben das Porto verteuern. Ich benutze jetzt die Gelegenheit, diese Briefe mit dem Herrn Gleidchen
heraus zu senden welcher nach Deutschland macht um wieder Leute hierher zu nehmen, um
das Porto zu sparen, deswegen kann ich die auf eine schwarz Fahne hierhin legen, er will
diese Briefe erst zu Köln auf die Post legen. Dem 4 März haben wir Eure mit
Sehnsucht erwarteten Briefe vom 7. Januar erhalten, welches uns alle frisch
und gesund antraf, Gott wolle seinen Segen dazu geben, daß dies Schreiben
auch Euch bei bester Gesundheit antrifft, als es das unsrige verlies, wir sind auch
noch alle Gott sei Dank recht Gesund. Der Deutsche Samen gedeiht hier so vortrefflich.
Darum bitten wir Euch, wenn sich die Gelegenheit darbietet, daß jemand hierhin auswandert, so schicket uns Kappel Kohlraben, Kirwal.. und etwas Blumensamen.
Schreibt uns bald wieder, ihr könnt nicht glauben, wie alles gespannt auf die Nachrichten aus
Deutschland ist, welches wir uns immer noch lebhaft vor Augen stellen können. Aber
wenn wir uns noch so viel sehnen, unsere Heimat zu beschreiben, so könnt ihr euch doch nur im Dunkeln Vorstellung davon machen. Liebe Geschwister, Schwiegervater, Schwager und Schwägerinnen
Seit nun alle einmal im Herrn gegrüßt von dem an Euch bis in den Tod
Denkenden.
Denkenden.
Grüßet mir ach alle Freunde und Bekannte zu Briedel,
Pünderich, Burg, Bullay den H. Pastor und Schullehrer
Wie auch unseren Lein Weber Und Nachbarn und Johann Jakob
Konstantin Simonis
Kathrina Franziska”