0.Brief von Konstantin Simonis an seine Geschwister in Briedel
Brief von Simonis aus dem Jahr 1854 von Santa Cruz, Brasilien nach Briedel
„Santa Cruz, den 8ten Oktober 1854
Liebe Brüder und Schwestern!
Gruß und Segen im Herrn! Wir sind noch alle Gottlob recht gesund, wie ich
hoffe, daß dies Schreiben euch bei guter Gesundheit antreffen werde. Unsere
Abreise von Antwerpen verlängerte sich bis auf den 9tem März 1854 wo wir
eingeschifft wurden, aber einen Tag auf der See hielten, und ärztlich und von Polizei
untersucht wurden, wegen Paß und Proviant. Den 10ten gegen 4 Uhr fuhren wir
ab, wo uns ... noch 18 flamische Männer zu uns beigeschunkelt wurden, welche
verdächtige Spitzbuden waren, und gleich bei Anfang schon zwei Kochtöpfe
gestohlen, vorher waren wir zum Dritten in die Bettstellen eingeteilt, nun müssen
wir zu vierten zusammen liegen; Mir hat noch immer das Glück
gewollt, ich kam an dem Mittelmast in des Schiffes zu liegen, wo es am wenigsten
voll war, weil da der Eingang in das Zwischendeck ist, weil sonst keine Gang
drin sind und man empfindet da auch weniger das Schwanken des Schiffes, beim
Anfange unserer Seereise bekamen auch gutes helles Wetter, denn vorher
hatten wir kaltes Regenwetter. Die ......hatte.. duch den .....in
die Nordsee zu fahren, dann ...... verloren wir gleich Morgens das Land aus den
Augen die gefährliche Plätze und Dunsten..... waren überall weiblich bezeichnet, es waren
nämlich große weiße Fässer an den Stellen befestigt, die man in der Ferne sehen
konnte, auch waren Schiffe an gefährlichen Stellen befestigt, worauf beständig
geläutet wird und bei Nacht beleuchtet wurden und hohe Leuchttürme sahen
wir auch öfter. Sonntag, den 14.ten sahen wir wieder Land nämlich England. Ließen
es rechts liegen mit den steilen Kreidebergen, welche ins Meer ragten. ich zähle da
bis 65 Schiffe, die ich da in dem englischen Kanal sah. Den ersten trat die Seekrankheit
ein, weil es etwas stürmisch war und das Schiff mehr schwankte.
War aber wirklich ein Katzenjammer, da wurde hier alles doll und schwindelig
und übel und bald alle mussten sich erbrechen, des anderen Tages musste ich auch
erbrechen wegen des Ekels an anderen, damit war es bei mir auch ab, welches
ich aber sofort als zuschrieb, weil ich den Rat eines Doktors und Sanitäters befolgte
das ich mit in Antwerpen ein Abbruch im Exten that und mir dafür eine Abfuhr
einnahm, und den zweiten Tag auf der See noch einmal, dies ist nämlich Bittersalz
oder in Antwerpen verlangt man es englisch Salz, die anderen glaubten, sie seien
stark genug um der Krankheit zu widerstehen, aber die stärksten wurden
am meisten angegriffen, meine Frau musste wohl bei acht Tage und unser Heinrich
11 Tage davon nieder liegen, und beide waren bald über die ganze See unpässlich.
Unser Viktor musste sich auch einmal erbrechen. Die kleinen Kinder blieben aber
damit verschont, unsere kleine Maria war immer am muntersten
wenn das Schiff schwankte, da niemand noch stehen noch gehen konnte, so lief es dadurch
wie ein Feldhinkel und lachte aus vollem Mutwillen sodaß ein jeder Plaisier an
ihr hatte. Wir hatten sehr günstigen Wind, es ging sehr schnell durch so daß
wir nach der Aussage des Kapitäns wir in einer Stunde neun englische Meilen
zurück legten. Den 25ten fuhren wir rechts lang der Insel Madeira, welche
hoch über das Meer mit hohen Bergen prangte, worauf der beste Wein soll wachsen,
welche an dem nördlichen Wendekreis liegt, da sah ich Abends 9 Uhr den großen Wagen
am gestirnten Himmel senkrecht über mir stehen. den 26ten ging die Sonne zwar früh
unter und eben an derselben Stelle auch gleich der Mond, denn hier ist erst merk-
würdig schön, der Auf- und Niedergang der Sonne, welche ihre Strahlen über das
blaue brausende Meer wirft und sich ins Meer zu tauchen scheint. es gewährt
einen großen Genuss, in der stillen heiteren Nacht auf dem Verdeck zuzubringen, um
da auch den gestirnten Himmel zu betrachten, erst hier wird sich der Mensch der
Großartigkeit der Natur und der Herrlichkeit ihres Schöpfers recht bewußt
und fühlt seinen Geist hocherhoben über die Armseligkeiten menschlichen Lebens
zu seinem allmächtigen Schöpfer hinaufgezogen. und auch besonders schön ist auch
die Nacht die feurig schimmernden Wellen welche wie Gold und Silber funkeln, den
betrachten, während das Schiff gleichschnell die Wogen durchfährt. Immerfort
ward das Schiff zugweis von Fischen und Seevögeln umschwärmt. Die Schiffleute
versuchen etliche Fische zu fangen nach ihnen stachen und heranzogen,.welche
aber wegen ihrer 2 Zentner schon
nicht gehalten hatten und wieder ins Meer fielen. Auch kommen Fische mit Flügeln
auf unser Schiff geflogen Bei der Insel Madeira waren auch große Walfische
welche wie Regenbogen das Wasser in die Luft brausten. Den 29ten war
die Sonne senkrecht über unserem Haupte, den 1ten Juni auf Pfingstfest Abends 7 Uhr
eine Stunde nach Sonnenuntergang stand der Mond senkrecht über unserem Haupt.
Den 12ten Juni fuhren wir ohne mit großer Sonnenhitze belästigt zu
werden unter dem Äquator durch. Es war noch nicht so früh als zu Haus an
heißen Sommertagen, es wurde das Schiff wegen der Hitze auch nicht mit Wasser
begossen wie zu Hause die Rede ist und wir waren bald immer auf dem Verdeck
Den anderen Tag wurde die abgeschmackte Seetaufe vorgenommen, wo
zuerst die Schiffsleute ein einem Carnevalsumzug anrückten, und dummes Zeug machten
und uns dann in das Verdeck trieben. und dann einer nach dem anderen gewaltsamer
Weise nahmen, ihm 3 Eimer Wasser über den Kopf gossen, Augen zubanden
dann das Gesicht mit einer stinkenden Oelfarbe bestrichen und ihn dann
mit dem Oberleibe 3mal in eine Bütte voll Wasser tauchten und ihn dann
fragten, wie alt er sei und beim Antworten ihm dann den Mund voll Seewasser
durch ein Rohr bließen. mit den Weibern und Kindern wurde etwas gelinder
umgegangen und die Kranken wurden frei gelassen, wo ich mich deswegen
krank meldete.
Den 14ten hatten wir etwas Sturm, worauf das Meer sehr unruhig wurde und es
große Wellen gab. doch nicht so groß wie zu Hause die Rede ist, wie Berge sondern
äußerst wurde sie 12 bis 15 Fuß hoch, des anderen Tages zerbrach die große Segelstange
und die Seekrankheit trat wieder ein, Öfters schlugen die Wellen über das Schiff.
als man aber sah das keine Gefahr dabei war, wurden nur die querulant, welche von
den Wellen durchnässt wurden. Unser Schiff war ein ziemlich altes, von geringer Größe
welches 120 Fuß lang, 22 breit und 20 Fuß hoch war. Unser Kapitän, welcher seine erste
Überfahrt machte hieß Schmit, ein junger Mann von 29 Jahren, welcher wie auf der ?????
Deutsch reden konnte. Sonst waren die Matrosen höflich spaßige Leute. Den
26 sahen in der Ferne zum erstenmal brasilianische Berge. Den 27ten
war es windstill bis 3 Uhr und da lief unser Schiff pfeilschnell in den Hafen
zu Rio de Janeiro. Oh, war das nicht ein Jubel in die Gegend
für Naturliebhaber. Ein Vorgebirge von mehreren Inseln, ein
kuppelrundes Gebirge, geformt wie Zuckerhüte. ergötzte das Auge, beim
Einfahren in die Mündung gab der Kapitän ein Zeichen und von allen Festungen
von den Schiffen nachhallte. Das Tal mit vielen Kanonenschüssen und aus den
Passagieren brach ein großer Jubel mit Herr großer Gott wir loben dich
rührende Szenen welche mich zu Tränen rührten. Des anderen Morgens kam
gleich der Gesandte der brasilianischen Regierung und empfingen uns sehr freundlich
und unterrichtete uns, wo wir unser Pässe müssten abgeben. Acht Tage blieben wir
noch auf dem Schiffe liegen, wo wir doch täglich in die Stadt gehen konnten.
Eine große Stadt von 300.000 Einwohnern, wovon 80.000 Neger Schwarze und 5.000 Deutsche
drin sind. Eine prachtvolle Stadt, welche nichts an Künsten Europas nachsteht. Besonders
die Kirchen übertreffen an Schmuck und Reichtum die Kirchen Europas. Obschon
in Rio de Janeiro, In Porto Allegro und in Rio Porten die Kirchen an Schmuck
und Goldwerk die Deutschen übertreffen, glaubte ich, hier würde der katholische Glaube
blühen aber ich fand mich zu meiner großen Betrübnis daher getäuscht, Vom
Sonntage wurde wenig gehalten, denn ein jeder darf arbeiten, wer will, welches die meisten
in den Städten befolgen, den Gottesdienst ist an den Sonntagen eine halbstündige
stille Messe, ohne Gesang wo weder Predigt noch Christenlehre gehalten wird.
und nicht einmal wurde das Evangelium vorgelesen. Nach dem Offertorium wurden
die Brautleute ausgerufen. Nachmittags Sonntag wie auch an Markttagen
ohne Bestellung kein Gottesdienst. da sind die Kirchen verschlossen.
es ist auch nicht wohl von Nöten, denn in den Wochentagen geht niemand zur Kirche
und an den Sonntagen sehr wenig. die portugiesischen Geistlichen stehen hier in
schlechtem Rufe, wohl die meisten, wie sie unser Vetter Schmitz aus Bullay
geschildert hat.
Unsere Reise übers Meer ging gut vonstatten. Sodaß wir nach 46 Tagen
von Antwerpen nach Rio de Janeiro eine Strecke von 3.000 Stunden ?Meilen? zurück-
legten, ohne von einem schweren Sturm belästigt zu werden.
Aber unsere Agenten wie der Kapitän waren uns bei Weitem nicht so günstig
wie der liebe Herr Gott. Anfangs glaubten wir, es mit einem guten
Agenten zu tun zu haben. Aber wir fanden uns später sehr getäuscht.
er versäumte übrigens überall bei uns, seine Pflicht zu tun. für
uns Sorge zu tragen auf dass wir nicht am äußeren Schafpelze den
inneren Wolf erkennen. Er versprach uns, unsere Geld frei umzutauschen
und er legte uns den Dollar zu 1 Thaler, 13 Sgr. wo er sonst nur 1 Thaler 10 Sgr. stand.
zweitens versprach er dem Martin Kroth und dem Mathias Rockenbach
jedem sein klein Kind als Säugling frei über zu befördern, und in Antwerpen,
wo er uns an den größten bekannten Spitzbuden Juden Strauss verkuppelte
wo er in Verbindung steht, welcher gleich die Kinder bezahlt verlangte.
und da nahm der den Dollar nicht mehr an, wie wir ihn auswechselte
sondern nun nahm für 1 Thaler 10 Sgr, also 3 Sgr. pro Thaler mehr. Und
der Gesandte des Leroi (De la Rue!) nahm unsere Pässe und Verträge bei Antwerpen ab,
um der Obrigkeit vorzulegen. Aber er hätte mit den Pässen genug gehabt.
Die Verträge behielt er in den Händen, um daß wir kein Recht hätten,
ihn gerichtlich wegen der Papiere anzugreifen. Und wir mussten dem Juden
für jeden Paß 5 ½ Fracht? zahlen, und doch durfte er auf uns alle mögliche
Art die Provision zu hinterhalten und zu prellen; und doch musste er Gerichts-
wegen uns zweimal nahliefern, und 18 Saum……, welche er uns bei-
schmukelte, zehrten von unserer Provision, und erhielten noch nicht mehr
und besser wie wir, sehr gut war es, daß wir einen guten Vorrat an
Lebensmitteln hatten, deren wir uns wohl in Antwerpen versehen
hatten, sonst hätten wir bald verhungern müssen, denn man bekam
im Schiff für Geld nichts zu kaufen, man konnte in drei Tagen gut
verzehren, was man für die Woche geliefert bekam, und dies war noch viel
schlecht, so kamen wir unter Mangel und Darben und Hungern doch glücklich
übers Meer, aber durch das Zusammendrängen und Mangel an Lebensmitteln
gab es viel Streit und Zank, aber nicht unter uns. In Antwerpen ward uns versprochen,, den Vorrat
An Lebensmitteln derer wir über 100 Tag versehen wären, und nicht Verzehrtes
Wäre unser Eigentum, und wir könntens unter uns verteilen. Und da wir
Nun kaum angefangen hatten, so sprachen wir den Kapitän doch um etwas
Darum an, aber es wurde uns abgeschlagen und ich hatte mir in Antwerpen
Eine doppelte Pistole zur Beschäftigung gekauft welche mir beim Eintritt
in das Schiff mit den Pulver abgeben mussten. Hat mir der Kapitän auch
hinterhalten.
Auch für der Herr Pastor Traube, von Oberwesel mit uns an Bord,
welcher bis zur Pfingstzeit möglichst zweimal täglich Andacht hielt, weil
er aber in Ermahnungen Pfingsten über uns sehr streng war, und die Jugend wollte
ihm in keinem Theile folge leisten, so gab er es später ganz auf und bekümmerte
sich nicht mehr um uns, wo ich aber sehr befreundet mit ihm ward und ich musste ihm ver-
sprechen, weil er zu S. Catharina geblieben ist, ihm mit ihm ein Briefwechsel
einzuladen und er hat versprochen, uns später zu besuchen, und Sorge für uns um
einen Deutschen Geistlichen zu fragen.
Wir machten in Rio de Janeiro eine Bittschrift, um frei nach der Colonia
Befördert zu werden, welches uns gleich Anfangs bewilligt wurde; aber ehe
Wir auf Kaisers Kosten beköstigt und die Reisekosten uns zugesichert wurden,
mußten wir auf einen Akt unterschreiben, und uns verbürgen, diese Kosten
in drei Jahren wieder zurück zu zahlen und es wurde uns auf dringendste angehalten
auf Haus zu schreiben, daß keine mehr auf Kaisers Kosten weiter befördert werden.
Denn 4ten Juli wurden wir auf Kaisers Kosten gegen Rio de Janeiro über in das
Städtchen Bravo Grande gebracht, wo für 50 Jahren an dieser Stelle noch lauter See
war, welche sich nach und nach mit Sand belegt, verhärtet und jetzt eine schöne Stadt
wo über 40.000 Einwohner sind. Wir fanden da eine Arbeit und bauten da einen Weg
durchs Gehölz welches mitten im Winter, wo alles grün war. wir trafen auch Stamm-
holzarten an, wie zu Haus aber ganz andere. Nämlich Apfelsinen Pommeranzen
Orangen, Eigene Damupe Pefterpflanzen, welche auch alle auf unserem lande, wenn
Sie gepflegt werden gedeihen. Und sonst noch viele andere Sorten, deren Namen
ich nicht kenne, als wir nun den 5ten in Arbeit ging es wieder mit Kopf. Anderes
morgens und abends bekamen wir Marken Kaffee, welcher so stark verzuckert
war, das man ihn kaum pur genießen konnte, Mittags gab es Reis und schwarze
Bohnen und Reis welche aber nicht wir zu Haus schwer verdaulich und
aufblähend sind, sondere sehr leicht ist, und dann Rindfleisch welches so viel war,
daß man Abends und auch noch Morgens davon übrig hatte, und dann das sagenhafte
Brotmehl, welches man unter die Bohnen that, und das übrige konnte man
gut verwenden für Kuchen Brei und Suppe, und täglich bekam auch jede Person
Orangen bei unserer Abreise verkaufte ich von dem gelieferten Mehl
für 17 Thl. Und behielt noch gegen eine Spten?? Zurück. Täglich bekamen die
Erwachsenen 16 Sgr. Und die Kinder 12 Sgr. Lohn, den geringsten Tagelohn, die Kost
wurde uns täglich per Kopf 6 Sgr angerechnet, wo aber sonst hingegen der
geringste Kost nicht unter einem Milreis welches 25 Sgr sind, verabreicht wird.
Hier noch etwas über das Meerwasser, welches allenthalben ein schweres klebriges verfälschtes Wasser ist
Welches nicht wohl zum Waschen, vielweniger zu Kochen oder zum Trinken brauchbar war,, welches aber unterschiedlich
an Farben ist, im Meerbusen von Antwerpen ist es weißlich im englischen Kanal grün von da bis an den Wendekreis schwarz, unter den heißen Zonen war es himmelbau bis nächst an Rio de Janeiro ging es wieder in Grün über
längst S. Katharina war es weisgrau und im Meerbusen zu Rio Grande war es gelblich.
Den 19ten Juli morgens gebar meine Gattin eine Tochter, wo es
mich eine halbe Stunde vorher weckte, um alles in Bereitschaft zu machen,
und ehe ich kaum dies getan, und meine Schwester und Frau Hafens bat mir im Ziel?
beizustehen, hatte es schon ganz leicht ohne Menschliche von Nöten zu haben, ganz
leicht ein gesundes Kind geboren.
Den 20ten reisten wir wieder aus Bravo Grande auf einem großen Dampfboot
übersetzt ab, wo ich da dem Consul meine Umstände anzeigte, wo er gleich
gute Sorge für meine Gattin hatte, und sie gleich einer besonderen Sorge
in ein anständiges Zimmer bringen ließ, wo sie auch immer sehr gesund
dabei blieb auf dem Schiffe kam auch der H. Pastor Traube von dem ich
Mein Kind taufen ließ wo ich den Heinrich Wilges für Path und Babara
Melchiors für Göthe nahm, und legte ihm den Namen Maria Franziska
bei. Des Abends den 22ten langten wir bei Sant Katharina an, wo wir Tag rasten des anderen Tages als wir wieder abfuhren, gab es eine fürchterliche
Nacht, der Wind brauste die Wellen tobten und erhoben sich je länger je mehr,
so daß sie ganz übers Schiff schlugen., um 8 Uhr schlug die Gewalt der Wellen
die Fenster ein, daß Wasser kam stromweise herein, so daß wir alle durchnässt
wurden und hier ganz im Wasser schwammen, die Seekrankheit trat in
vollem Maße wieder ein, alles musste sich erbrechen und logieren und
alles zitterte und bebte und man fürchtete mit Recht, alle Augenblicke, daß
Schiff würde zertrümmert werden, weil viel Felsenklippen hervortraten,
und wer sich noch aufrecht halten konnte lag auf den Knien und betete. Meine
Frau wimmerte vor Leibschmerzen, immer drang das Wasser von allen
Seiten herein, so daß niemand weder auf dem Schiff noch drin verschont blieb, selbst
unser neugeborenes Kind blieb nicht verschont der Kapitän ermahnte, sich des Untergangs
bereit zu machen, Wär es auch kein ganz neues noch so groß als unter Segelschiff, zwar
gewachsen man würde noch mehr Gefahr ausgesetzt gewesen sein, Durchnässt
und erstarrt von Kälte erwarteten wir den Tag, wo wir des Morgens gleich
in den Meerbusen fuhren, wo der Wind übertrug und da den Tag über halten blieben,
um uns wieder zu erholen, und Kleidung und Bettung zu trocknen. Den 25ten
morgens fuhren wir wieder weiter, wo sich der Sturm etwas gelegt hatte,
und den 27ten abends langten wir an dem Meerbusen zu Rio Grande an,
wo wir aber wieder ein Tag weilen mussten, weil zu wenig Wasser zum Einfahren
vorhanden war, weil an den Sandbänken der Wind das Wasser von dannen
getrieben hatte, des anderen Tages fuhren wir mit Hilfe eines anderen Dampfschiffes
in den Seekanal zu Rio Grande ein, wo wir am 28ten mittags gleich auf
ein kleineres übersetzt wurden, und gleich nach Port Allegro befördert
wurden, wo wir da wieder bis an dem 5ten August verweilen mussten, und
dann wieder auf einem Dampfboot nach Rio Parto befördert wurden, da blieben
wir wieder liegen auf den 28ten August, wo wir von dann mit Ochsenfuhren
aufs Faschianal befördert wurden. Da losten wir uns nun die
Kolonie, wo unserer Sieben zwischen die anderen Kolonisten sollten verteilt
werden, da fiel mir und meiner Schwester, das wir nächst aus Ende von Santa Cruz No.4
zwei Stund voneinander weit, wo weder Handel noch Wandel in sehr
gebirgige Gegend, wo der Tiger öfter das Vieh aus den Ställen soll geraubt
haben, 2 Tag Reise von hier, davon uns jeder abriet einzugehen; da bot sich
uns eine Gelegenheit dar, in der Nähe ein Stück Land zu kaufen, welches wir
da benutzten. Ich und meine Schwester Theresia, Joh. Marx, Matern Haas,
Johann Schmengler, Karl Arnt und Peter Hauf aus Enkirch kaufen nun dieses
zu einem billigen Pries zusammen von für 700 Milreis, wo ein jeder 120 Brathen?
breit, den Brathen gegenseitig zu pr. Fuß 8 Zoll, und 800 lang hat. Ich streckte meiner
Schwester und Johann Schmengler den Zahlungspreis vor.
Auf dem Fauifianal mußten wir unsere Kisten aus und unsere Sachen in Körbe
einpacken, nun alles auf Mauleseln verladen durch einen erbärmlichen schlechten Weg
Den 6ten Oktober 2 Stunden vom Faschianal zu unserem Land gebracht wurden
welches dicht vor Santa Cruz der ersten Colonisten liegt, wo wir uns aber gleich
bei den ersten Colonisten einquartieren ließen, welche uns sehr freundschaftlich
aufnahmen, welches sehr gebildete Leute sind, und uns in allen Teilen ihre
Dienstleistung sich erboten, besonders der Merling auf Nr. 1 welcher eine Schwiegertochter
zur Frau aus Pünderich hat ist sehr freundschaftlich und eine Doktorin und eine Mutter der
Colonia zu nennen, wo bei deren Kinder unsere Kinder einen Freundschaftsbund und
Kameradschaft achten, überhaupt ist hier die Gastfreundschaft eine der schönsten
Landessitten, denn man darf wohl niemand einundmal ……., ohne eingekehrt zu
sein und deren Gastfreundschaft nur ein kleines Geschenk aus annehmen.
Wir bekamen unsere Sachen wie auch das Klavier unverletzt hierher.
Und hätten wir auch noch so viel gehabt, es hätte uns nichts gekostet, jeder sagte, daß
er sich hätte müssen unterschreiben, die Beförderung des Kaisers zurück zu zahlen
Es würde aber keinem noch etwas gefordert worden., die ersten Kolonisten welche
meist Schlesinger sind, haben viel mehr mitgenommen, als Wagen Schränk
Hubelbänk, Steinen- und Erdengeschirr, Steinen Geschirr ist hier nicht zu haben,
und sehr schlechtes ungeschicktes Erdengeschirr ist 6mal so teuer als zu Haus,
ein ungeschicktes … kostet 3 bis 4 Milreis ein Lux, welches eine schwere Häbe
ist, welche eine einen schweren Schnabel und eine weite Eisenstiel hat, welche
man nötig braucht, um im Wald das kleine Gehölz heraus zu hauen, kosten 3 Milreis
Drum ist jedem anzuraten, wer noch hierhin auswandern will, sich wohl
mit solchen Gerät und allem Küchen- und Ackergerät zu versehen. Denn
hier alles Groß und Eisenwerk 5 bis 6 mal so teuer, als zu Hause und alle Hand-
werker werden hier sehr teuer bezahlt. Aber das Deutsche Geld ist hier
Auch teurer, denn die alt große Pr.Thaler kriegt man in Port Allegro
wo mehr Deutsche sind, und mehr Handel und Verkehr ist, als in Rio de Janeiro
Zu 1 Thlr 1 Sgr. aus und ein 20 Markstück habe da zu 7 ½ Milreis, der Dollar
der in Deutschland zu 1 Thaler 10 bis 12 Sgr steht, kostet hier zu 2 Milreis, und die
Fünfrankenthaler zu 1 und ½ Preußischthaler.
Bis jetzt sind und bleiben wir bei den ersten Kolonisten, bis wir den ersten Brand
abgelegt haben, jeder hat sich erboten, bei Ihnen in ihrem eingeräumten Lande
einzupflanzen zu können und um kein Verdruß zu machen, bei jedem der ersten Kolonisten
wohl alle Arten von Gemüse einpflanzen als Kartoffeln, Mühren, Erbsen
Bohnen, welche in 8 Tagen schon aufgingen, alle Arten Gemüse gediehen
hier weit besser und schneller als in Deutschland, und wo man einmal etwas
eingepflanzt hat, wächst es forthin wild, und alles kann man einmal
ernten im Jahr, man kann hier alles ziehen, was man braucht, sogar Pfeffer
und Zucker, ausgenommen, Kaffee und Salz, auch find man inzwischen Deutsche
Obstbäume und Orangen, Feigen und Ölbäume sind hier, wie auch die
Brodwurzel, für Korn, Mais und Gerste ist hier das Land noch etwas zu
jung zu Martiny, wird aber schon hier gezogen, in dem Lande welches aber länger
Zeit gebaut ist, gedeiht diese Früchte viel besser, denn diese Kolonie ist ja erst
2 bis 5 Jahre alt, aber darum brauch niemand zu glauben, daß man hier ohne
Brot ist, denn im Gegenteil wo es vorher unsere seltenste und teuerste
Kost war, ist es hier die geringste und billigste Kost, denn ein 2 pfundiges
Brot kommt uns kaum ein Sgr. zu stehen. Denn hier gedeiht dafür vortrefflich
Mühlgen, ode zu Haus die Türkische Weiz oder Meis genannt
welches ein sehr gutes und gesundes und nahrhaftes Weisbrod gibt, wozu fast ein
jeder Kolonist ……ein Handmühl hat, worauf er Meis hier
zwei Stunden ein Gebäck herunter Mühlt, und ein jeder hat auch seinen
Backofen. Auch gerät hier die Pogernen,.. eine Art Kürbis doch viel
schmackhafter und nahrhafter, und ein Hauptprodukt sind hier die schwarzen
Bohnen,, welche wie gesagt viel gesünder und leicht verdaulicher sind als
zu Haus die Maibohnen, auch gerät der Hanf und Flachs gut.
Am Sonntag, dem 1ten Oktober haben wir unser Land verlost
Und mir fiel die 5te von S.Cruz und habe als Nachbar meine Schwester
Theresia und Pet. Haut aus Enkirch, und diese Woche haben wir in Wald
angefangen zu hauen, wo wir kein besonderes Wild zu fürchten haben
wie an anderen Arten, als Affen haben wir öfter, welche öfter den
Wald voll brüllten, aber eine besondere Plage sind hier die Ameisen
Welche viel verderben und an heißen Tagen quälen einen die Schnaken
und Fliegen, welche größer sind als in Deutschland.
Das hiesige Klima scheint hier doch sehr gesund und gemäßigt zu
sein, bisher regnete es öfter, doch meist warme Gewitterregen
mitten im Winter, im August und September stand der Thermometer
An den warmen Tagen 24 bis 25 Grad, und wir erlebten in diesem
Winter zweimal Reif, welcher aber gleich mit Tagesanbruch
verging und doch kommen die Portugiesen im Winter im Mantel
eingehüllt, wie bei uns die Herren in Deutschland.
Die besten Holzsorten hier sind die ich hier kennen gelernt habe, als
Majoni Zeder Palm Karbaium, Kirchbaum Karbanien karnellen
… Born, den hier im Wald gibt’s nicht nur 4 bis 6erlei Holzsorten sondern
50 bis 80 erlei allerlei schöne Sorten, wovon viele mit essbaren Früchten
behangen und wohl alle im Winter grün bleiben, kaum der 20zigsteteil
davon verliert das Laub und doch fand ich nicht eine deutsche Holzsorte an.
Wir haben auch Teebäume auf unserem Lande, welcher hier üblich ist zum gemeinsamen
Trank, hier ist das Land viel nachhaltender an Kräutern und Holzsorten viele
edle Sorten welche im Pfennigmagazin beschrieben sind, wachsen hier
wild. Aus Bambusrohr, Palmbäume, von Kaktus und Obstbäumen macht
man hier die Zäune?????wie oft wünschte ich die die besten Bäume dort.
Ich muß sie doch dem Brande preis geben, ich schreibe auch nicht mehr
auf einer Kiste sondern auf einem Tisch ohne Fug, wohl immer so groß
als meiner zu Haus welchen ich bei einem Kolonisten aus dem
graugelben Kabrabonien mit einer Hobelbank blat und sonstigen
Möbel heraus riß und da bei einem Schreiner machte.
Wir sind noch alle, wie auch unser Heinrich, gesund und munter, wie ich
hoffe daß dies Schreiben des gleichen antreffe. Was meine schwächliche
Gesundheit anbetrifft, kann ich mit Wahrheit sagen, daß ich den Tag, als wir
die Sonnenlinie passierten, daß letzte mal an der Leber Seitenschmerzen
empfunden habe, und mich so noch immer gesund befunden habe, ausge-
nommen in Rio Parto, wo uns mehrere am Wasser verdorben, und dadurch
das abweichen sehr bekommen habe, daß wir uns genötigt fanden, zum Doktor
zu gehen, welchem ich da auf meine Leberumstände erzählte welcher gleich
fragte, ob die Seefahrt die Krankheit noch nicht gehoben habe, welches ich musste
wohl mit ja beantworten, das Überbleibsel sagte er, würde das Land hier
heilen und denn dies Land mit seinem Klima lässt diesen Fehler hier nicht
über 2 bis 3 Monat verweilen und es war auch ein Herr zugegen aus Frankreich
welcher sagte, das er auf Anraten des Doktors die Auswanderung
mit diesem Fehler begonnen habe, und daß er hier ohne ärztliche Mittel
eh zwei Monat vergangen geheilt wäre. Er verschrieb mir zwar ein Schmerz
bei Anfall von Schmerzen zu gebrauchen, aber Gott sei tausendmal gedankt
ich habe es noch nicht brauchen herbei zu suchen.
Liebe Geschwister
Wir sind nun beinah 3 und 1/2 tausend Stunden voneinander entfernt.
Doch bin ich im Geiste doch täglich bei euch, wir können nur nichts mehr für
Einander tun, als für einander beten, wir kommen nun in keine Kirche
In keinen Gottesdienst mehr, welches mir am meisten ccctut und quält,
obschon 3 Stunden von uns eine Kirche soll gebaut werden, so ist aber
noch keine Anstalt dazu gemacht, denn es geht hier alles langsam.
Wir empfehlen uns daher täglich in einem Gebet wie wir auch niemals
nicht vergaßen, besonders Sonntags halten wir eine Andacht mit Gebet
Gesang und Unterricht, und empfehlen uns in das hl. Meßopfer, und in
das Gebet der andächtigen Gemeinde. Welche ihre abwesende Brüder doch
So leicht nicht vergessen werden.
Es hat uns bis jetzt noch niemals gereut, Gott sei Dank, diese Auswanderung
begonnen zu haben, obschon wir manches Angenehme Deutschland,
Schöne Kirche Wege Gegend und besonders Geschwister Verwandte
und Bekannte empören. müssen, so lebt man hier doch frei von Druck
der Obrigkeit und Nahrungssorgen, denn wer hier arbeitet, wie
Doch noch nicht zu Haus, kann besser eine Haushaltung ernähren, als in
zu Haus sich selber, man ist doch hier bei der Arbeit, man braucht keine
2 Stunden Wegs zu gehen und wenns regnet geht man ins Haus zum Essen
Hat ein jeder genug, ich habe auch noch hier keine Bettler angetroffen, im
Gegenteil, man kann ohne Zehrpfennig durchs ganze Land reisen,
und wo man bei einem vorbei geht, wo man doch nicht bei allen Essen
kann, hätt man nötig, einen Sack mitzunehmen, um die Essgeschenke
drin zu tun. Die sie einem aufnötigen, und wer hier kein Geld
hat, kriegt auf Jahr und Tag geborgt. Es mangelt darum hier an weiter
nichts, als nur an Leuten, welche das Land bebauen und urbar machen,
alle meine Kinder wie auch das kleinste hätte ich können geweit werden, besonders
ist am wenigsten Mangel und Nachfrag nach erwachsenen Mädchen, denn viele
sehr ordentliche Burschen uns …………….Kolonia mit Haus und Hof
eingerichtet haben, täten gerne heiraten, wenn sie nur Mädchen hätten.
Drum wär zu wünschen, daß alle Mädchen, welche zu Haus keine Männer
bekommen, hierher kämen, wenn sie auch gar nichts mitbringen, denn
dem Matern Hans seine Tochter Katharina, hat schon gleich beim
Eintritt in dieses Land einen sehr ordentlichen schönen Mann geheiratet.
Wir sind alle, wir alle wir auf dem Schiff waren, gesund und munter
Hier angelangt, die Pündericher Haas, März und Schmengler sind also bei uns, und
Matthias Rockenbach und Lütz wie auch Jakob Jakoby von Reil sind nach Leopoldo.
Joh. Peter Schul hat sich auch eine halbe Stunde von uns eine halbe Kolonie
gekauft, die Dicken und Martin Kroth wie auch die übrige Zeller
sind Stölben von Kaimt sind nächst am Ende der Kolonie Sant Cruz unter
die anderen Kolonisten, wohl 10 bis 12 Stunden von uns entfernt.
Es wird hier auch in der Nähe auch nochmals ein ganz neue Kolonie
angelegt, welche noch keinen Namen hat, welche wieder ausgegeben wird
Welches eine schöne Gegend sein soll, wo und der Direktor vorgeworfen hat,
dass er für uns auf die schönsten Kolonien besorgt sein würde, wir
wieder Anspruch darauf machen könnten, und daß wir an unserem Land
immer ein schönes Stück Geld erübrigen könnten, will es hier gelungen in der
Nähe ist, denn alle Kolonisten welche in Stadt wollen, wie auch diejenigen
welche von Haus aus hierher kommen, müssten längst uns vorbei.
Mit Schleif und Mühlstein können wir jeden Ansturm welche alle Kolonisten bei uns nehmen.”
Der restliche Teil, bei dem es sich vermutlich um zwei Seiten handelt, fehlt.