..1.Bereitgestellt von Hermann Thur

1.Brief des ehemaligen Pündericher Mathias Franzen aus Brasilien von 1832

Im Zuge der Überbevölkerung und ihre Begleiterscheinungen im Westen des heutigen Deutschlands und der gewünschten Einwanderung aus Europa zur Erschließung des Süden Brasiliens wanderten ab 1824 viele Menschen nach Brasilien aus. Der aus Pünderich stammende Mathias Franzen war einer von ihnen und wanderte 1828 ebenfalls nach Brasilien aus. Er schildert die Reise nach Brasilien und berichtet von den Anfängen und Herausforderungen vor Ort. In seinem Brief zeigt sich seine tiefreligiöse Gesinnung sowie sein hoher Intellekt. 

1.1.Brieftext

„An meinen Schwager Mathias Rockenbach in Pünderich samt seiner Frau und 5 Stief=kindern von Mathias Franzen aus Pünderich.

                                                       Herzgeliebter Schwager

Wenn Euch die Allerheiligste Dreyfaltigkeit mit meinen und meiner Frauen Susanna Maß ihren vielgeliebten Anverwandten und unsern Freunden alle daheim, bis heute, bis daß dieser Brief Euch kömmt und bis an Euer spätes Lebensziel in bester Gesundheit, in Wohlergehen, Glück, Friede, Freude, Eintracht und Zufriedenheit erhalten hat und erhält; wenn die Allerseligste, Allersüßeste Jungfrau und Gebenedeyte Mutter Gottes, Euer hl. Schutzengel und Schutzpatron Euch stets beschirmt, beschützt und gesegnet haben, so würde ich und meine Frau mit unseren 6 Kindern uns herzinniglik darüber erfreuen und die Allwaltende Vorsichtigkeit umsomehr danken, rühmen und preisen. 

Was uns betrifft, so melden wir Euch, daß uns der Allbarmherzige Gott gesund und glücklich in dieses ferne, fremde, große und noch halbwilde Land geführt, worin es uns Gott sei gedankt recht wohl und munter, sehr gesund ergeht und daß nichts uns mangelt, nichts uns fehlt, was zum Lebens= und Leibes=Nahrung und Nothdurft gehört. Nach vier=wöchentlicher Reise über Land kamen wir am 21. Juni 1828 in Bremen an; nach 13 Wo=chen Aufenthalt in Bremen fuhren wir mit einem Boot die Weser hinauf (hinab) am 12. September und gelangten zu dem groß Schiff Olbers im Bremenlehrer Hafen; wir bestiegen es, lagen noch 14 Tage im Hafen und segelten den 26. Sept. 1828 in die Nordsee ein, wir befuhren glücklich und gesund das Weltmeer, hatten eine wohl beschwerliche aber nicht gefährliche Fahrt, keines von uns wurde krank, indessen von 800 Menschen, die auf dem Schiffe waren, 47 groß und klein starben und ihr Grab in den Meereswe=llen fanden; den 17. Dezember 1828 kamen wir in Rio de Janeiro, der ersten Stadt in Brasilien an; und hatten 3400 Stunden zurückgelegt von Bremen aus, in Armasson (arma=zem?) bei Rio de Janeiro mußten wir 7 Wochen bleiben; ein Portugiesisches kleines Schiff segelte mit uns abermals in die See, und wir gelangten in 7 Tagen vor der Stadt Rio Grande und von da aus in 5 Tagen vor Porto Alegre an, den 10. März 1829 landeten wir in Vergnügen und vollkommener Gesundheit auf dieser von mehr als 15 000 (?) Deut=schen bewohnten Provinz und betraten zuerst den hiesigen gesegneten Boden in der erst von Deutschen neuerbauten Stadt St. Leopoldo, dort hielten wir uns nur 2 Tage auf und zogen nach der Wohnung eines deutschen Kolonisten auf dem Kamp oder freigelegenen Ländereien, dessen Kolonie dem ungeheuer großen Urwalde angrenzte. 

10 Monate wohnten wir da, während dessen ich und meine Tochter Katharina 13 Wochen mit dem Fieber behaftet daniederlagen, doch meine Frau und Peter Josef und meine ande=ren Kinder Barbara, Christina, Anna, Maria und Johannes waren immer munter und wohl. Nachdem mich Gott der Herr aufhalf, machte ich mich oft mit meinem ältesten Sohne nach meiner Kolonie im Urwalde zwei Stunden hinein, um darauf zu hauen, zu brennen und zu pflanzen. Neujahrstag 1830 bezogen wir sie, nachdem wir ein Häus'chen zum Notbehelf darauf gebaut, seit einem Jahr habe ich mir aber ein ordentliches Haus gezimmert, 18 Schuh breit, 26 Schuh lang, mit Rohrgras bedeckt, die Wände mit Leimen (Lehm), mit Laden, Glasfenster sind rar und sehr theuer das Glas, auch wegen der meh=renteils angenehmen Witterung unnötig. Meine Kolonie, zu der der Weg über den Rio oder Fluß führt (Rio Cadea) befindet sich vorn in der Pikade Rio Cadeia (jetzt Linha de Hortensio) und hat dir Nr. 3, in welcher Waldstraße in einer Linie 110 Kolonien sind, 55 zur rechten, 55 zur linken Seite. Meine Kolonie ist 100 Ruthen (Brassen) breit und 1800 Ruthen lang; es besteht ganz aus Wald, doch mehrenteilt ebenes Land und vortreff=liches Erdreich, wo alle Früchte ohne Düngung gerathen. Unsern Lebensbedarf mußten wir in der ersten Zeit mit einem Pferde auf sehr beschwerlichem Weg in den Wald hin=ein transportieren. Durch die erhaltenen Subsidien oder Kopfgelder, die wir ein ganzes Jahr mit jedem Monat 40 Thaler und ein Vierteljahr mit monatlich 20 Thaler empfingen, konnten wir die Lebensbedürfnisse und auch Vieh anschaffen. Doch weit mehr hätten wir zudem, was ich auf meiner Profession als Schuhmacher verdiente, wenn uns nicht noch für 9 Monate die Kopfgelder und alles, was die ersten Kolonien erhalten haben, rück=ständig geblieben wäre.

Seit 2 Jahren und 8 Monat, das wir in guter Gesundheit auf unserer Kolonie sind, habe ich mir zwei Kühe mit Kälbern, 2 Reitpferde, 20 Stück Schweine gekauft und haben über die 100 Stück Hühner, auch 2 Jagdhunde. Aus der Butter, die das Pfund 13 Silbergroschen, aus den Hühnern, von denen eines 13 Silbergroschen, aus Eiern, die das Viertel 10 Sil=bergroschen kosten, können wir jede Woche Geld lösen. So auch sind wir nicht im Stande die mancherlei so reichlich wachsenden Früchte alle zu verzehren. Abgesetzt werden Boh=nen, wir bekommen für die weißen fürs halbe Malter 8 Franken, für die schwarzen 6 Fran=ken, für Welschkorn (Milo) fürs halbe Malter 20 Franken, für den gemachten Reis 16 Franken, für den ungemachten Reis 10 Franken, das deutsche Korn wird mit 20 Fran=ken das halbe Malter bezahlt, die Kartoffeln, die zweimal im Jahr geraten, gelten das halbe Malter nur 3 Franken. Man säet und pflanzt 3 mal im Jahre am Johannstag, im Monat September und um das Christfest. 

Des Tabaks habe ich mir dieses Jahr drei Zentner gezogen, welcher das Pfund mit 4 Sil=bergroschen bezahlt wird, er ist besser und schmackhafter als der in Deutschland ist, ich möchte meinen Cameraden daheim eine gute Partie von meinem Tabak hinwünschen, noch lieber wäre es mir sie kämen selbst, dann könnten sie rauchen, so lange als sie Lust hätten. Alle deutschen Feld= und Gartengewächse gedeyen auch hier, nur noch kein deutsches Obst, doch fehlt es nur an Obstsamen. Das Südobst was hier wächst sind Apfel=finen, Bananen, Feigen, Pfirsichen, Pomeranzen, Limonen, Zitronen Annanas, Wasser=melonen und Zuckermelonen. Viel Zucker gedeiht hier, auch Weintrauben, denen die Ameisen viel Schaden thun, indem sie die Traube mit den Blättern verzehren. Hanf, Flachs die zweimal Jahres gerathen, ziehen wir uns selbst. Baumwolle und Oehlbäume sind im Überfluß vorhanden. Die Maniock oder Farinenwurzeln sind eine Hauptnahrung und gedeyen übermäßig, die zahmen Wurzeln schmecken noch angenehmer als die Kar=toffeln, die wilden Wurzeln werden in den Mühlen zu dem feinsten Mehl gepreßt, wel=ches sich lange Zeit hält und von den Portugiesen anstatt des Brotes gegessen und zu vielen Speisen gethan und weit übers Meer gesandt wird. Die hier wachsenden Bataten sind süße wohlschmeckende Kartoffeln und die Poren (Abobras) sind eine Art Kürbis oder Flaschen, die besten schmecken wie gelbe Rüben, die meisten sind zum Futter dem Vieh, aus den Kernen kochen wir Oehl welches so vortrefflich ist, daß die Flasche mit zwei Franken bezahlt wird. Viel wilder Honig und Wachs befindet sich in dem Bäumen in den Waldungen und kurz der Lebensnahrung und wohlschmeckenden Früchten sind viele, das noch 2 Bogen Papier dazu gehörten sie alle zu beschreiben. Der Erdboden ist so edel, da er hier im Walde das Herumwühlen mit dem Pfluge nicht vertragen kann, sondern nur leichtweg mit der Hacke die Erde abgeschabt und umgewendet wird, um zugleich das Unkraut und die Stöcker zu vertilgen. Was das Brot angeht, so essen wir lauter weißes. Das Mehl wird gemahlen auf unserer eigenen Mühle, doch gibt es hier auch Wasser= und Windmühlen, Oehl, Schneide und Schleif und Farinenmühlen. Der Backofen steht neben unserem Hause, das Mehl kann noch nicht gebeutelt werden, weil kein Beu=teltuch bis jetzt dazu da ist. Mit meiner Profession (Schuster), die ich stark betreibe, ver=diene ich mir viel Geld, ein Paar Stiefel kosten 24 Franken, ein Paar Schuhe 10 Franken, das Leder ist hier nicht so teuer als wie in Deutschland, es sind schon mehrere deutsche Lohgerbereyen hier, eine Haut rohes Leder kostet 12 Franken, das gegerbte Leder 32 Franken. Das Geld ist jetzt sehr rahr und hat noch keinen Werth. Die Jagd ist frei, des Wildes mancherley, Förster sind hier nicht und auch nicht nötig. Hier gibt es Löwen, Ti=ger, Tigerkatzen, Hirsche, Rehe, Ameisenbären, Anten Tatu Quatill, Affen, Wilde Schwei=ne, Wasserschweine, keines dem Menschen gefährliche Wild. Sehr schöne Vögel als Pfeffervögel, Strauße, Störche, Waldhühner, Papageien, die viel Welschkorn schmausen, Koli=bri und mehrere andere. Kein einziger Vogel ist von Gestalt dem deutschen ähnlich. 

Unter dem Ungeziefer zeichnen sich nebst den Ameisen, die schon oftmals die Leute Nachts aus den Betten auf und heraustrieben, die Sandflöhe aus, die sich den Menschen in die Füße eingraben und sehr gefährlich werden können. Die Schlangen sind nicht so böß, wenn man nicht gerade auf sie tritt, so stechen sie nicht. Es ist hier auf dieser Provinz das gesundeste Klima, nicht zu warm und nicht zu kalt, reine Luft, wohlschmeckendes süßes Wasser, selten Schnee, der, wenn er auch mal sollte fallen, durch die Sonne gleich wieder aufgelöst wird. 2 Nächte hat es den 19. und 20. August gereift und Eis gefroren von der Dicke einer Brotmesserklinge, sonst grünt und blüht alles immer fort, das Vieh hat immer Nahrung, die Natur ist in beständigem Wachstum, im Juny, July und August regnet es oft, diese Monate sind hier die Winterzeit. Die Hitze ist wohl zu ertragen, es ist lange nicht so warm, als man in Deutschland glaubte, daher der Caffee hier wenig oder garnicht gedeiht. Man hört selten von Krankheiten und Sterbefälle oder Viehseuchen. Die schweren und doch unschädlichen Gewitter reinigen und kühlen die Luft sehr ab, die Bäume und das Gras sind immer grün, kein Blatt ist den deutschen ähnlich. Im Walde befindet sich das beste Bau und Möbel=Holz, die edelsten Sorten, die man in Deutschland mit vielem Gelde bezahlt. Hier wachsen Ceder, Lorbeeren, Kascharannen und die echte Palme von derselben Art von denen man Christus dem Herrn die Zweige abgehauen, um sie Ihm auf seinem Weg nach Jerusalem zu streuen. Abgaben und Steuern sind uns gänz=lich unbekannt, 10 Jahre sind wir davon befreit und wird auch nach dieser Zeit wenig oder garnichts von uns abgefordert werden. Daher die Einnehmer und Huißiers hier Gott sei Dank nicht regieren. Die Profession als Schlachter geht nicht besonders, denn es schlachtet auf dem Lande ein jeder sein Vieh selbst. Wir essen alle Tage Fleische, denn wenn ein Schwein verzehrt ist, so schlachten wir wieder ein anderes, was am fettesten gerade ist. 

Den Lebensunterhalt haben wir im reichlichen Überfluß. O wenn ich denn doch diejenigen hier bey mr hätte, welche daheim ihre Sachen mit mir veräußert haben, als da sind: Ma=thias Barzen, Anton Baum, Kaspar Thielmann, Friedrich Dahm, Peter Dahm, und Anton Dahm und alle andern, ich hätte Brod genug, sie alle zu sättigen! Wir wären ganz froh und glücklich, wenn ein großes Übel nemlich die wilden Menschen nicht wären, die schon lange die Waldungen unsicher gemacht und schon 21 Deutschen Brüdern das Leben ge=raubt haben. Diese Wilden, die aus Indien abstammen, waren hier auf dem freien Lande die Ureinwohner, ehe die Portugiesen Besitz von diesem Lande nahmen, worauf sie in die Urwälder vertrieben wurden, in dem sie sich recht sehr gut von dem vielen Wild, Baumfrüchten und Gewächsen ernähren könnten, wenn sie nicht ihre Raub= und Mord=sucht befriedigen müßten. Es ist ihnen hauptsächlich um die Entwendung von Eisengeschirr zu tun. Den Knall der Gewehre fürchten und fliehen sie sehr. Die Wilden haben noch den 16. April dieses Jahres, 4 Stunden von mir (im Rosental) 11 Menschen groß und klein ermordet, worunter Caspar Gällner von Bertrich mit s. Frau und 3 unmündigen Kindern, 2 Kinder sind diesem unglücklichen Mann nur noch übrig geblieben, die also Waisen sind! Doch nun sind die Deutschen in den hintersten Kolonien weggezogen und haben sich in der Mitte dieser Pikade und auch in meiner Gegend, wo ich vorne wohne, neben einander angebaut, und so haben wir denn keine große Gefahr und Gott der Herr unser einziger Helfer wolle uns in Gnade für den Wilden beschützen, doch liegt uns ob immer so wachsam zu sein als ein Soldat, der vor dem Feinde Schildwach steht!

Noch eines und das allerwichtigste fehlt uns, wir haben keinen ordentlichen deutschen Gottesdienst. Hätten wir deutsche Kirchen und Schulen hier, wie zufrieden, wie glücklich, wir froh könnten wir dann nicht erst sein. Von ausländischen Pfaffen und Portugieser Kirchen ist das Land voll, aber wir haben keine deutschen Pfarrherren und keine ordent=lichen Schullehrer. Der Gottesdienst, der hier gehalten wird, ist sehr weit von uns ent=fernt, bis nach Sanct Anna haben wir 4 Stunden, bis nach Sanct Leopold 7 Stunden. Die Beichte wird uns bei einem Portugieser Pfarrherrn in deutscher Sprache abgelegt. Leider kommen wir selten in die Messe. Der Weg ist besonders bey regnigter Witterung durch vieles Gewässer sehr schwer zu passieren, daher wir unsere herzlich geliebten Verwandten und Freunde daheim inständigst bitten uns doch Sonntags in der hl. Messe einzuschließen und doch für uns sowohl in der Kirche als im Hause zu bethen, wie wir ja auch hier so=wohl in der Messe als im häuslichen Gebet sie niemals vergessen haben, sondern stets in Liebe und Flehen zu Gott eingedenkt waren. Ordentliche Schulen wie in Deutschland sind auch nicht hier, und die so da sind, sind zu weit entfernt, als das wir unsere Kin=der dahin schicken könnten, weshalb wir denn genöthigt sind nach bester Möglichkeit sie selbst zu unterweisen. 

Mein Sohn Peter Joseph hat schon dieses ganze Land bereiset und ist dadurch der Portu=giesischen Sprache gänzlich mächtig geworden. Viele Einwohner aus Portugal gibt es hier, von denen die mehrsten selbst nicht wissen, wieviel Stück Rindvieh und Pferde das sie in der Weide gehen haben, und in Städten und auf dem Lande sind viele Neger oder Halbschwarze, die Knechte und Sclaven und Bediente der reichen Ausländer. Doch genug jetzt zum Brasilianischen Lande: alles zu beschreiben dazu gehört ein ganzes Buch. Jetzt melde ich noch meine Landsleute Christoph Walter von Briedel, Mathias Burch von Burg und Daniel Rockenbach sein Tochtermann und Joh. Stephan Fritzen wohnen eine Stunde von mir in Gesundheit und Wohlergehen mit Frau und Kindern. 

Meine nächsten Nach=barn sind Jakob Tatsch v. Raversbeuren und Micheal Junges nächst Saarluis zu Haus. Meine älteste Tochter ist verheiratet mit Jacob Kuhn aus Abershausen bei Ungkirchen; lebt schon zwei Jahre in zufriedener Ehe und hat ihre Kolonie eine Viertelstunde von mir. Jetzt möchte ich Liebendgern wissen und erfahren und Vater und Mutter verlangen, mit Schmerzen darnach zu erfahren, wie es unserer herzlich geliebten Tochter Gertrude noch ergeht. Hätten wir sie nur einmal hier bei uns, könnten wir sie doch nur noch einmal wiedersehen! Wäre sie doch nur noch gesund und wohl, als wir alle uns beisammen befinden. Gott segne sie und lasse es ihr immer wohl ergehen!—

Jetzt die vielfachsten und schönfreundlichsten Grüße an den Herrn Pfarrherrn, Kantons=pastor und Schulinspektor des Kreises Zell Herrn Jakobus Thees, Hochwürden, Pünderich; wir bitten ganz ergebenst, das uns derselbe im heiligen Meßopfer möge einschließen und unser Liebreich darin eingedenk seyn. 

Ich grüße vielmals meinen Freund Nikolaus Schmitz samt seiner Frau und Kindern, an Egidius Heyz mit seiner Mutter und seinem Sohn, an Kaspar Kalfelz mit Frau und Kin=dern, so noch an alle Freunde und Bekannte Grüße ich so herzlich als tausendmal; im Gleichen grüßt auch meine Frau Susanne Franzen geborene Maß an ihre Geschwister auf der Alf und an alle Bekannten. Auch wird der Herr Schullehrer Joseph  Holden ganz er=gebenst von uns gegrüßt! Sie alle segne, beglücke und erfreue in beständigen Wohlerge=hen wo sie gehen, wo sie stehen Gott Vater Sohn und heiliger Geist, der gepreist wird von uns allen, regiere sie nach seinem Wohlergehen, schenke ihnen alles Lebensglück, das sie denken oft an uns zurück. 

Wir bitten Euch Vielgeliebter Schwager doch so bald wie es nur irgend möglich an mich vieles zu schreiben. Mit Sehnsucht und Verlangen erwarten wir einen Brief von Euch, um doch endlich, endlich einmal zu erfahren, wie es Euch und allen Geliebten daheim ergeht. Schon 2 Mal haben wir an Euch geschrieben aber leider bisher keine Antwort; darum bitte ich noch einmal herzlich, schreibt mir gleich, meldet mir viel Neues von Krieg, Pest, Seuchen oder Frieden und wie es jetzt in Deutschland aussieht, denn Zeitungen bekom=men wir nicht im Urwald, nach erhaltenen Briefen soll es in Deutschland noch immer sehr schlecht aussehen. Von unserm Kaiser, der nach Europa schon lange abwesend, wissen wir auch nichts. Ich bitte daher um baldige und viele Neuigkeiten und Nachrichten. Machet die Adresse an mich an den Kolonisten Mathias Franzen in der Picada Rio de Cadeio, der Bernardino Schneitze Nr. 3 auf der Kolonia Sanct Leopoldo bey der Stadt Porto Alegre in der Provinz Rio Grande do Sul in Brasilien. Machet eine Umschrift dann die Bitte gütigster Beförderung hierhin an den Königlich Preußischen General Konsul Herrn Carl Wilhelm Freiherrn von Theremin, Excelenz Rio de Janeiro, Postfrei oder Franco bis Ham=burg. Dann nur darf ich hoffen und o wie sehr werde ich mich mit Frau und Kindern freuen ein Schreiben von Euch zu erhalten. Mein Sohn Peter Joseph Grüßet sehr an Johann Kalfelz und die Brüder Franz Gippert und Matermis Gippert und wünscht ihnen herzlich wohl zu leben. Auch Euch Vielgeliebter Schwager Mathias Rockenbach samt Eurer Lieben Frau und Kindern wünschen das beste Wohlergehen. Lebt wohl, recht sehr wohl, lebet immer und ewig wohl: die allerheiligste Dreifaltigkeit sey Euer Schutz und Beistand alle Zeit, die allerseligste Jungfrau Maria rein möge Euer Trost, Hülf, Stärke und Labsal sein. Im Leben und im Todja bis an das Grab bin ich, der Euch noch nie vergessen hab Euer getreuer Schwager. Ich muß vor Tränen schließen, darum thu ich Euch alle noch vieltausendmal Grüßen.

Gedenket meiner in Eurem Gebet und in der Kirche meine Stelle vertreht. Lebet wohl in steten Frieden, nie Betreff Euch ein Leiden. Ich bin Euer Euch herzlich liebender Schwager."

 
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