Gedicht des Schultheißen aus Sechshelden

Sagt, meine lieben deutschen Brüder,

Warum zogt ihr nach Texas über? –

Ich bitt euch: sagt es frei heraus,

Warum zogt ihr aus Nassau aus?

Ists von euch Übermut und Stolz?

Ach, nein! – Es ist das teuere Holz! –

Hierzu kommt noch der starke Pacht,

Das ist es, was uns fertig macht.

Das sagen wir ganz frei hinaus:

Das Holz triebt uns zum Land heraus.

Soviel ist klar und offenbar:

Der Holzpreis wächst mit jedem Jahr

Das Einzige sind noch die Kohlen,

daran will man sich jetzt erholen.

Ich bitt euch, seid darauf nicht stolz,

der Kohlenpreis steigt mit dem Holz.

Fürwahr, es ist für uns ein Jammer:

Man baut jetzt Nickelhütt und Hammer.

Der Teufel möchte sie alle holen! –

Sie fressen unser Holz und Kohlen.

Zwar ist das Sprichwort wohlbekannt:

„Der Hüttenbau bringt Geld ins Land.“

Doch leider - so, dass Gott erbarm –

Wird Einer reich und Tausend arm! –

 

So steht es, meine lieben Brüder,

drum wandern wir nach Texas über:

Denn dort auf Texas stiller Flur

Weiß man von Steuersimpel keine Spur.

Dort kennt man kein Papier und Stempel,

zahlt nicht von Ochsen Steuersimpel.

Und wär der Weg nicht allzu fern,

nach Texas reisten alle gern.

So reist mit Gott, ihr lieben Brüder,

und reicht zum Abschied mir die Hand.

Der Abschiedstag ist schnell erschienen,

er reißt euch los vom Vaterland.

Ich hoff, das Glück, das hier euch flieht,

dass jenseits es dem Meer euch blüht!

Und kommt ihr glücklich in das Land.

So nehmt die Feder gleich zur Hand.

Und bringt die Wahrheit aufs Papier;

Denn solches nur erwarten wir.“

 

„Der Himmel mög euch drüben geben,

besondres Glück und langes Leben! –

Die Freud, noch lange zu genießen,

und recht viel Hirsch und Reh zu schießen.

Nebst Büffelochsen und wilden Schwein.

So wird die Freud noch größer sein.

Dann folgen viele ganz gewiss

Euch nach ins Texas-Paradiese! –"

 

Das Gedicht entstammt der Feder des Schultheißen aus Sechshelden, einem gewissen Joh. Haas. Der Entstehungszeitpunkt dürfte um 1852 liegen, angesichts einer starken Auswanderungsbewegungen nach Amerika. Das vorliegende Gedicht stellt allerdings nur Auszüge des gesamten Textes dar.

Redaktionelle Bearbeitung: Björn Effgen
Erstellt: 16.11.2010

 
Hinweis: Diese Webseite wird vom IGL auch Jahre nach Abschluss des Projekts weiterhin zur Verfügung gestellt. Die unten angezeigten Inhalte sind aber veraltet und spiegeln möglicherweise nicht den aktuellen Forschungsstand wider. (Klicken Sie auf diese Meldung, um sie auszublenden.)