Friedrich Ludwig Henop - Ein Wegbereiter der amerikanischen Unabhängigkeit

Friedrich Ludwig Henop wurde am 7. November 1740 als Sohn einer hugenottischen Lehrerfamilie in Kaiserslautern geboren. In Nordamerika wirkte der pfälzische Auswanderer nicht nur als angesehener Pastor einer reformierten Gemeinde in Frederick, Maryland, sondern er zeigte auch im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg Patriotismus für seine neue Heimat.

Der Vater Philipp Lucas Henop war Rektor der Lateinschule in Kaiserslautern und unterrichtete seine Kinder selbst, wodurch Friedrich Ludwig eine solide schulische Ausbildung zuteil wurde, sodass er gemeinsam mit seinem älteren Bruder Casimir die Landesuniversität in Heidelberg besuchen konnte. Am 29. November 1758 werden die Gebrüder Henop in den Matrikeln verzeichnet. Friedrich Ludwig wählte Theologie zum Studienfach, verließ die Universität aber anscheinend bereits 1761 wieder. Wenige Jahre, im Todesjahr seiner Mutter 1765, willigte er ein, eine reformierte deutsche Kolonistengemeinde in den englischen Kolonien Nordamerikas zu übernehmen. Dafür musste er sich einem theologischen Examen unterziehen, das von einer Prüfungskommission der Dordrechter Synode abgenommen wurde. Die reformierten Gemeinden in Pennsylvanien unterstanden nämlich in den Jahren 1728 bis 1797 den Holländern. Friedrich Ludwig wurde also in Hebräisch und Griechisch geprüft und hielt seine erfolgreiche Prüfungspredigt zu Vers 3 des 12. Kapitels des Hebräerbriefs. Damit stand ihm die Neue Welt endgültig offen.[Anm. 1]

Über die Ankunft des Pfälzer Auswanderers in Pennsylvanien ist nichts Genaues bekannt, aber die Protokolle der dortigen reformierten Kirchengemeinde verzeichnen am 16./17. Oktober 1765 die erfreuliche Ankunft von vier Brüdern. Seinen Anfang als Pastor machte Friedrich Ludwig im Dezember 1765 in Philadelphia, er wurde aber bald danach der Easton Congregation zugewiesen, einer weitläufigen Gemeinde mit Zentren in Easton, Plainfield, Dryland und Greenwich, New Jersey. Seit Februar 1766 betreute er die ca. 600 Personen in der 40 Quadratkilometer großen Gemeinde. Vor allem das von seinem Vorgänger vernachlässigte Bildungssystem verbesserte er deutlich: Er bildete Lehrpersonal aus, errichtete Schulen in allen Siedlungszentren und verzeichnete schon ein Jahr später eine Zahl von über 100 Schülern. Langsam, aber stetig verhalf er so der Pfarrei zum Aufstieg, was sich vor allem in der zunehmenden Zuwandererzahl bemerkbar machte. Nichtsdestotrotz gab es heftige Verwerfungen mit zahlreichen Sektierern und Deisten, sodass Friedrich Ludwig im Oktober 1769 angesichts der Spaltungstendenzen innerhalb der Gemeinde aufgab und einen Ruf aus Frederick, Maryland annahm.[Anm. 2]

Die Verhältnisse in Frederick waren nun gänzlich anders im Vergleich zur letzten Pfarrstelle. Die Gemeinde zählte 192 Familien und lag damals noch in spürbarer Nähe zur „frontier“; mit Indianerüberfällen und natürlichen Unannehmlichkeiten war demnach zu rechnen. Auf der anderen Seite erhielt Friedrich Ludwig ein Gehalt von 90 Pfund, womit er das höchste Pfarrgehalt außerhalb Philadelphias in Pennsylvanien bekam. Nur so dürfte ihm seine Familiengründung mit seiner Frau Maria geglückt sein: zwischen 1774 und 1782 listet das Taufregister die Geburten von fünf Söhnen auf. Die Gemeinde Frederick entwickelte sich gut unter dem engagierten Pastor. 1779, also zehn Jahre nach der Übernahme, zählte die Pfarrei bereits 219 Familien (ca. 800 Personen) mit einer jährlichen Schülerzahl von 160! Man wird Friedrich Ludwig gewiss einen deutlichen Einfluss auf diese Entwicklung zusprechen müssen, zumal er lange Zeit der einzige Geistliche im gesamten County war. Denn die ereignisreichen Jahre des Amerikanischen Unabhängigkeitskriegs waren Herausforderung und Chance zugleich.

Seit 1765 hatte Frederick bei den Briten den Ruf eines widerspenstigen Zentrums in den Kolonien, was offen zu Tage trat, als der dortige Gerichtshof als erster in Nordamerika den sog. „Stamp Act“, ein neues Stempelgesetz, für verwassungswidrig erklärte und auch viele empörte Bürger sich zu öffentlichen Protesten versammelten. 1773 solidarisierten sich die Einwohner von Frederick mit den Bürgern von Boston, nachdem diese ihren Hafen für britische Schiffe schlossen. Im Zuge dessen verwehrte die Gemeinde Frederick einem englischen Teeschiff die Landung am St. Mary's River. Friedrich Ludwig nutzte seine Stellung als Prediger durchaus für den politischen Zweck, wenn er von der Kanzel herab „die Sache der Freiheit, [...] das robuste Selbstvertrauen und den unbezähmbaren Freiheitswillen“ seiner Gemeindemitglieder beschwor. Eine Soldatenhochzeit in Frederick, die Friedrich Ludwig 1782 traute, entwickelte sich voller patriotischer Begeisterung zu einem echten Volksfest. Loyalität zur englischen Krone war in seiner Gemeinde kaum zu spüren.[Anm. 3] Der Pastor selbst schien in den heißesten Kriegsjahren von 1777 bis 1781 gar selbst die Uniform getragen zu haben, wenn er in einem Brief an seine Gemeinde auf die damals strategisch ungünstige Lage der Amerikaner Bezug nimmt: „Die Menschen denken heute mehr an Waffen als an Gottes Wort. Die Zeit zwingt uns einfach zu glauben, dass es eine besondere Gnade des Herrn ist, dass wir noch nicht vollkommen vernichtet sind.[Anm. 4]

Die Kirchengemeinde in Frederick erfuhr seit dem letzten Kriegsjahr einen merklichen Rückgang ihrer Mitgliederzahl, vorwiegend durch Kirchenaustritte. Die Folgen der Aufklärung waren auch für den Pastor in der Neuen Welt deutlich zu spüren. Kritisch hielt er fest: „Das Kriegstreiben, die demoralisierende Wirkung des Lagerlebens und der fortschreitende Bazillus des Unglaubens haben solch eine geistige Erstarrung und solch ein erstorbenes Interesse an der Religion überall im Lande mit sich gebracht, dass mancher brave Mann fürchtete, dass die Religion ganz aus dem Land verschwinden würde.[Anm. 5] So nahm Friedrich Ludwig im Frühjahr 1784 einen vielversprechenden Ruf in die Gemeinde nach Reading in Pennsylvanien an, doch bevor er seinen geplanten Wechsel antreten konnte, erkrankte er unverhofft und starb noch im selben Jahr im Alter von 44 Jahren.

Nachweise

 

Redaktionelle Berarbeitung: Markus Schmid

 

Verwendete Literatur:

  • Scherer, Karl: Friedrich Ludwig Henop und Johann Thomas Schley - Zwei Wegbereiter der amerikanischen Unabhängigkeit. In: Karl Scherer (Hrsg.): Pfälzer – Palatines. Beiträge zur pfälzischen Ein- und Auswanderung sowie zur Volkskunde und Mundartforschung der Pfalz und der Zielländer pfälzischer Auswanderer im 18. und 19. Jahrhundert. Kaiserslautern 1995, S. 172-175.

 

Erstellt: 14.02.2012

Anmerkungen:

  1. Scherer, Friedrich Ludwig Henop, S. 172. Zurück
  2. Scherer, Friedrich Ludwig Henop, S. 173. Zurück
  3. Scherer, Friedrich Ludwig Honep, S. 174. Zurück
  4. Zitiert nach: Scherer, Friedrich Ludwig Henop, S. 175. Zurück
  5. Zitiert nach: Scherer, Friedrich Ludwig Henop, S. 175. Zurück
 
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