Wahrung der kulturellen Eigenheiten
Zurück zu den Siedlungen der eingewanderten Deutschen. Ein Haus, das der Familie Gehm, haben wir schon gesehen. Hier ein weiteres Siedlerhaus, das noch erhalten ist. Viele dieser Häuser erinnern an die alten Fachwerkhäuser bei uns. In manchen Orten hat man den Eindruck, die Zeit sei stehen geblieben. Vielerorts kann man noch alte Kuh- und Ochsengespanne sehen. Manche aus der alten Heimat überlieferten Bräuche haben sich bei den Deutschen in Südbrasilien bis auf den heutigen Tag erhalten, z.B. das Kirchweihfest, das in Rio Grande do Sul wie in der Pfalz „die Kerb“ genannt und ausgedehnt gefeiert wird. Hier mein Reisegefährte Theo Pfleger bei der Kerb in Ivoti. In vielen Orten wurden deutsche Vereine gegründet, vor allem Gesang- und Schützenvereine, aber auch Turnvereine.
Trotz der hochsommerlichen Hitze, die dort im Dezember herrscht, feiern viele das Weihnachtsfest nach deutscher Art mit Christbaum und Kerzen. Viele alte deutsche Volkslieder sind noch heute in Rio Grande do Sul lebendig, auch solche, die bei uns längst in Vergessenheit geraten sind. Bei meinem ersten Besuch in der Gemeinde Santa Maria in Santa Catarina wurde unsere Gruppe vom halben Dorf mit deutschen Volksliedern empfangen. Aufgefordert mitzusingen, mussten wir meistens passen, weil wir die Lieder kaum kannten, da sie bei uns im Laufe der Zeit in Vergessenheit geraten waren. Auswanderersiedlungen wie hier in Brasilien oder in Pennsylvanien, Russland, im Banat oder in der Batschka haben das alte Liedgut hingegen lange Zeit bewahrt.
Verfasser: Roland Paul
Redaktionelle Bearbeitung: Dominik Kasper