Die deutsche und rheinland-pfälzische Nordamerikaauswanderung im 18. und 19. Jahrhundert

von Helmut Schmahl

Deutsche Siedlungsgebiete[Bild: Gemeinfrei]

Reisende aus Rheinland-Pfalz, die in den Vereinigten Staaten unterwegs sind, werden mitunter auf vertraute Ortsnamen treffen. Bingen findet sich gleich dreimal „from coast to coast“ in Pennsylvania, Arkansas und dem Staat Washington am Pazifik. Die Landeshauptstadt Mainz ist immerhin zweimal in der Neuen Welt vertreten, zumindest dialektal, als New Mentz unter der glühenden Sonne von Texas sowie Mentz in den Wäldern des Staates New York. Zwei kleine Ortschaften in der Nähe von Chicago/Illinois und in Minnesota sind nach der ältesten Stadt Deutschlands New Trier benannt. Im romantischen Mohawktal im Staat New York stößt man auf Oppenheim, in den Prärien von South Dakota auf Worms. Nicht weit von Evanston/Indiana kann der neugierige Tourist schließlich in unmittelbarer Nachbarschaft des Ohio River die Reste der mittlerweile aufgegebenen Siedlung Alzey erkunden.

Diese und andere Ortsnamen zeigen, dass Auswanderer aus dem heutigen Bundesland Rheinland-Pfalz in nicht geringem Maße an der Besiedlung der Vereinigten Staaten beteiligt waren. In der Neuzeit, insbesondere im 18. und 19. Jahrhundert, stellten weite Teile des Gebiets an Rhein, Lahn und Mosel Migrationslandschaften dar. Missernten, Teuerung und andere Faktoren bewogen zahlreiche Bewohner dazu, ihre Heimat zu verlassen. Neben Preußen, Russland, Ungarn und später Brasilien, Australien und Algerien richtete sich der Strom der Wegziehenden nach Nordamerika. Nachdem das koloniale Nordamerika eher ein Nebenschauplatz der deutschen Auswanderung gewesen war, änderte sich dies grundlegend im 19. Jahrhundert. Mit mehr als vier Millionen stellten Deutsche in den Vereinigten Staaten von Amerika neben Engländern und Iren die wichtigste Immigrantengruppe zu einer Zeit, als die Weichen für das moderne Amerika gestellt wurden. Als Farmer, Unternehmer, Handwerker und Industriearbeiter waren Deutsche am ungeheuer raschen und dynamischen Aufschwung der USA beteiligt.

Bereits im frühen 17. Jahrhundert sind einzelne Deutsche in Nordamerika nachweisbar, ihre erste Siedlung Germantown entstand 1683. Dauerhaft rückte der nordamerikanische Kontinent jedoch erst eine Generation später in ihr Blickfeld. Die erste deutsche Massenauswanderung, die von ihrem Charakter her als Vorläufer der Massenbewegung des 19. Jahrhunderts betrachtet werden kann, fand 1709 statt. Sie fand vor allem aus dem deutschen Südwesten statt, vor allem der Kurpfalz, die sich zur klassischen Auswanderungsregion schlechthin entwickelte.

Verfasser: Helmut Schmahl

Redaktionelle Bearbeitung: Dominik Kasper

 
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