.1.2 Kurze Geschichte von Morrro Reuter

Obwohl Morro Reuter eine relativ neue Gemeinde ist, begann ihre Geschichte vor fast zwei Jahrhunderten. Sie wurde als Stadt am 20. März 1992 anerkannt (Staatsgesetz nº 9,583, vom 20. März 1992) und befindet sich in der Region Vale dos Sinos, Anfang der Bergkette des Rio Grande do Sul. Nach Angaben des IBGEs (Instituto Brasileiro de Geografia e Estatística [Anm. 1] 2022 umfasst Morro Reuter eine Fläche von 89.412 km² und hat eine Bevölkerung von 6.029 Einwohner:innen.

Die Geschichte von Morro Reuter begann 1829 mit der Ankunft der ersten deutschen Einwanderer in der Region. Davor war die gesamte Region von einheimischen Caingangues bewohnt, die aus der Missionsregion geflohen waren, weil die Portugiesen sie vertrieben hatten. Sie wurden Bugres genannt und lebten in Höhlen. [Anm. 2]

Es gibt viele Geschichten von Konflikten zwischen den ansässigen indigenen Völkern und deutschen Einwanderern [Anm. 3]. Mathias Mombach, der als erster Einwohner von Morro Reuter galt, war bekannt für seine Kämpfe gegen die Indigenen. Mathias Mombach wurde in Luxemburg geboren und hat als Soldat für Napoleon Bonaparte gekämpft. Nach der Niederlage ist Mombach nach Brasilien geflohen. Die Einwohner der Gemeinde kennen ihn als Krieger und er ist eine wichtige Identifikationsfigur des Ortes.

Als die ersten Einwanderer kamen, war der Ort, an dem sich heute Morro Reuter befindet, ein Teil [Anm. 4], der zur Siedlung São Leopoldo gehörte. Damals waren die Teilen kleine Landstriche, in denen sich Familien ansiedelten, während die Siedlungen eine Gruppe von Teilen mit einem Verwaltungszentrum waren, das sich in der Regel in einer stärker besiedelten Region befand. Im Laufe der Jahre wurden die Siedlungen verwaltungstechnisch unabhängig, und den Teilen wurden zu Städten oder Stadtteilen. [Anm. 5]

So gab es zur Zeit der Einwanderung in dem Ort, in dem sich heute Morro Reuter befindet, mehreren Teilen, die zur Siedlung Dois Irmãos gehörten und ihren Verwaltungssitz in São Leopoldo hatten. Später wurde São Leopoldo als Stadt anerkannt, und zwischen 1952 und 1959 war Morro Reuter der 6. Ortsteil der Stadt. 1959 wurde Dois Irmãos als Stadt anerkannt, und damit war Morro Reuter bis 1992 der 2. Ortsteil dieser Stadt.

In der Region Morro Reuter ist viel passiert, nachdem sich die ersten Einwanderer niedergelassen haben, z. B. wurden Häuser und Kirchen gebaut, und 1872 eröffnete Johann (João) Wagner, ein deutscher Einwanderer, die erste Privatschule in der Region (zu weiteren Details über Johann Wagner im Kapitel 3).

Es wird jedoch gesagt, dass die goldenen Jahre von Morro Reuter zwischen 1930 und 1970 gewesen seien. [Anm. 6] In dieser Zeit lag die Gemeinde auf dem Hauptweg zwischen Porto Alegre und Caxias do Sul, so dass viele Durchreisende durch die Region fuhren und dort hielten. Dazu trug auch ein Busbahnhof bei. Es gab Gasthäuser, Handels- und Rasthäuser. Es war in dieser Zeit, als der Name der Gemeinde entstand und Phillip Gustav (Felipe Gustavo) Reuter ein Gasthaus sowie Geschäftshaus in der Region hatte (weitere Details über Felipe Gustavo und die Familie Reuter folgen im nächsten Kapitel). Laut mündlicher Überlieferung wurde der Name der Gemeinde gegeben, weil sie von Hügeln (portugiesisch morro) und der Familie Reuter umgeben war, die allen, die durch die Region kamen, gut bekannt war. ;[Anm. 7]

In den 1970er Jahren nahm mit der Eröffnung der Autobahnen BR-101 und RS-122 jedoch die Bedeutung als Durchfahrtsort ab, was dazu führte, dass viele Geschäfte und Gasthäuser geschlossen wurden und der Hauptweg nicht mehr genutzt wurde. 1970 schließt der Busbahnhof und im selben Jahr gaben auch mehr Unternehmen ihr Geschäft auf. Daher mussten junge Menschen in anderen Städten nach Arbeit suchen. [Anm. 8]

Laut der Website der Stadt Morro Reuter verbesserte sich die Entwicklung in den 1980er Jahren. Neue Industrien wurden angesiedelt und die bestehenden wurden erweitert. Zur Hähnchenaufzucht kam der Anbau von Akazien, Mais, Gemüse und Blumen, der wirtschaftlich erfolgreich war. 1991 erfüllte Morro Reuter die Grundvoraussetzungen, um eine Stadt zu werden.

Am 10. November 1991 fand eine Volksabstimmung statt, um festzustellen, ob Morro Reuter eine selbständige Gemeinde werden sollte oder nicht. Von insgesamt 2.847 Wahlberechtigten stimmten 2.283 ab, wobei 1.228 dafür stimmten und 1.025 dagegen, daneben gab es 30 Enthaltungen und ungültige Stimmen. Gouverneur Alceu Collares unterzeichnete am 20. März 1992 das Staatsgesetz 9.583, und Morro Reuter wurde als Stadt anerkannt.

Zur Gemeinde Morro Reuter gehören das Zentrum, Belvedere und Linha Görgen und die ländlichen Ortschaften Walachai, São José do Herval, Picada São Paulo, Linha Cristo Rei, Fazenda Padre Eterno, Birkenthal, Franckenthal, Muckenthal und Batatenthal gebildet. Als Morro Reuter eine Stadt wurde, prosperierte sie wieder, weil sich neue Industrien und Gewerbe in der Gemeinde ansiedelten.

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Verfasser:

Tafarel Schmitt

Bundeskanzler-Stipendiat 2023/2024 / Unterstützt von Alexander von Humboldt Stiftung

 

Erstellt am: 28.03.2024

Anmerkungen:

  1. Übersetzung ins Deutsche: Brasilianisches Institut für Geographie und Statistik Zurück
  2. Ramminger et al, 2016, S. 120. Zurück
  3. Siehe z. B. Braun, 2013. Zurück
  4. Im Portugiesischen wird das Wort Picada verwendet, das im lokalen deutschen Dialekt Pikade genannt wird. Zurück
  5. Dreher, 2008, S. 12. Zurück
  6. Ramminger et al, 2016, S. 12. Zurück
  7. Ramminger et al, 2016, S. 120. Zurück
  8. Ramminger et al, 2016, S. 126. Zurück
 
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