Siedlungsweise und ethnischer Zusammenhalt

Frühe Einwanderer in Pennsylvania waren oft in Germantown zu finden, wo neben der Weberei bald andere wichtige Betriebe entstanden, wie eine Druckerei und eine Papiermühle. Handwerker und Kaufleute ließen sich in Philadelphia und anderen Städten wie Lancaster oder York nieder. Die meisten deutschen Immigranten waren jedoch in der Landwirtschaft tätig und bevorzugten Ländereien westlich von Philadelphia. Ihr Siedlungsgebiet erstreckte sich von Germantown über die Counties (Bezirke) York, Cumberland, Northampton, Dauphin, Lehigh, Lebanon und später Centre und Adams. Weitere Siedlungen wurden auch in anderen Kolonien gegründet, vor allem im Shenandoahtal in Maryland und in Virginia. Da sich die Einwanderer oft an der Siedlungsgrenze niederließen, kam es zur Bildung relativ geschlossener deutscher Siedlungsgebiete. Viele Immigranten kauften große fruchtbare Ländereien, die sie teils an Nachziehende veräußerten, und erwarben sich nach großen anfänglichen Strapazen relativen Wohlstand. Die Siedlungsweise unterschied sich deutlich von der in Deutschland. Man lebte auf seinem Farmland, geschlossene Bauerndörfer waren kaum zu finden.

Die Deutschen genossen in der Kolonialzeit den Ruf als fleißige, sparsame und geschickte Bauern, die mehr auf ihr Land und ihr Vieh achteten als auf ihren Komfort.[Anm. 1] Dennoch waren sie in der Kolonialzeit nicht wesentlich wohlhabender als andere Gruppen. Deutsche legten großen Wert auf die Verbesserung der Landwirtschaft. Nach der Rodung des Urwaldes verbrannten sie die Stümpfe und Wurzeln gefällter Bäume und ließen sie nicht verrotten, was die Urbarmachung beschleunigte. Auch bauten sie große Scheunen, die als ‚Pennsylvania Barns' von anderen Siedlergruppen später auch in anderen Teilen Nordamerikas kopiert wurden. Das Ziel vieler deutscher Siedler war es, das Land innerhalb der Familie zu belassen. Besitzteilungen wurden dadurch verhindert, dass einige Kinder in neue Siedlungsgebiete geschickt wurden und Land vor Ort für andere gekauft wurde. Dadurch wurden die deutschen Siedlungen stabil, viele Farmen blieben über Jahrhunderte in Familienbesitz, während Engländer und Iroschotten sich oft nur für einige Zeit in einer Gegend aufhielten und danach weiterzogen.

Die religiöse Betreuung der meisten Auswanderer war in der frühen Zeit unzureichend. Da nur wenige deutschsprachige lutherische und reformierte Pastoren in Pennsylvania Seelsorge ausübten, sahen Missionare der Mährischen Brüder seit 1734 dort ein lohnendes Betätigungsfeld.[Anm. 2] Es handelte sich dabei um eine ökumenische pietistische Bewegung, in deren Mittelpunkt der Theologe und Gründer der Herrnhuter Brüdergemeine Graf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf stand. Die Mährischen Brüder ließen sich in Bethlehem, Nazareth und Lititz nieder und wurden von den Siedlern wohlwollend aufgenommen. Lutherische und reformierte Geistliche fühlten sich dadurch alarmiert und bemühten sich, mehr Pfarrer ins Land zu holen. Zum Aufbau eines geordneten Kirchenwesens entsandte die pietistische lutherische Missionsgesellschaft von Halle 1742 Heinrich Melchior Mühlenberg, die reformierte Kirche 1746 den Schweizer Michael Schlatter. 1741 hatte es nur vier ordinierte Pfarrer für 15000 reformierte Kolonisten gegeben und sogar nur drei für eine wahrscheinlich ebenso hohe Zahl an Lutheranern. 1765 hatte sich die Lage etwas gebessert. Damals betreuten rund 15 reformierte Pfarrer ungefähr 40 Gemeinden, eine ebenso große Zahl lutherischer Gemeinden hatte sich der von Mühlenberg gegründeten Synode angeschlossen. Vielerorts wurden Kirchengebäude von beiden Denominationen genutzt, was vielen pfälzischen Siedlern aus ihrer alten Heimat vertraut war.

Das Schulwesen befand sich ebenfalls in kirchlicher Hand. Vielerorts gab es keine Schulen, dennoch widersetzten sich die Deutschen in kolonialer Zeit hartnäckig den Bestrebungen der British Society for the Propagation of Christian Knowledge, die englischsprachige Schulen unter den Deutschen einrichten wollte, deren Besuch frei war. Ähnliche Ängste vor Sprachverlust, Säkularisierung, Schulpflicht und höherer Besteuerung führte später dazu, dass die Pennsylvaniadeutschen sich 30 Jahre lang vehement gegen die Schließung ihrer Pfarrschulen wehrten, nachdem Pennsylvania 1834 ein öffentliches Schulsystem eingeführt hatte.

Der ethnische Zusammenhalt wurde nicht nur in Kirche und Schule gewahrt. Die Anzahl der Lesekundigen war groß genug, um einen Markt für Bücher und Zeitungen zu schaffen. Zwischen 1732 und 1800 erschienen zumindest zeitweise nicht weniger als 38 deutschsprachige Zeitungen.[Anm. 3] Die bedeutendste hiervon wurde von Johann Christoph Saur (* um 1695 Ladenburg bei Heidelberg) in Germantown gedruckt, der 1739 die erste rein deutschsprachige Druckerei Amerika eröffnete.[Anm. 4] Zeitweise 4000 Leser in den Kolonien versorgte er in seinem Blatt „Pennsylvanischer Geschichts-Schreiber“ mit einer Mischung von religiösen und weltlichen Ratschlägen, politischen Kommentaren und Anzeigen. 1743 druckte Saur die erste Bibel in der Neuen Welt. Erst vier Jahrzehnte später wurde in den Vereinigten Staaten die erste englische Ausgabe gedruckt. Außer Saur veröffentlichten auch andere deutsche Drucker Pennsylvanias Almanache, religiöse Schriften und politische Traktate, die weite Verbreitung fanden.

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Verfasser: Helmut Schmahl

Redaktionelle Bearbeitung: Dominik Kasper

Anmerkungen:

  1. Vgl. Conzen, Germans, S. 407. Zurück
  2. Conzen, Germans, S. 407. Zurück
  3. Vgl. Conzen, Germans, S. 409. Zurück
  4. Vgl. Carl F. Wittke: The German Language Press in America. Lexington 1957, S. 12-18.. Zurück
 
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