Schluss

Um die Wende zum zwanzigsten Jahrhundert stellten deutsche Einwanderer und ihre Kinder zehn Prozent der US-Bevölkerung. Die meisten Immigranten waren schon seit Jahrzehnten im Land, und es gab kaum noch Zuzüge aus Deutschland, die dem ethnischen Gemeinschaftsleben hätte neue Impulse geben können. Die Heterogenität der Deutsch-Amerikaner, ökonomische Integration und die fortgeschrittene Akkulturation führten insbesondere in städtischen Gebieten zum Verfall der Identität. Zahlreiche deutschsprachige Zeitungen stellten ihr Erscheinen ein, und immer weniger Gottesdienste wurden in der Sprache Luthers gehalten. Organisationen wie der Deutsch-Amerikanische Nationalbund bemühten sich, den Wandel zu stoppen, ihr „kultureller Chauvinismus“[Anm. 1], insbesondere ihr „Glaube an eine vermeintlich überlegene deutsche Kultur“ wurde jedoch von den meisten Amerikanern deutscher Abstammung mit Gleichgültigkeit wahrgenommen. Der Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg im April 1917, in dem alles Deutsche als landesverräterisch unter Verdacht gestellt wurde, kam für viele Deutschamerikaner als Schock, er stellte jedoch weniger eine spontane „Abkehr von einer ethnischen Identität als vielmehr eine starke Beschleunigung eines Verfallsprozesses“[Anm. 2] dar.

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Verfasser: Helmut Schmahl

Redaktionelle Bearbeitung: Dominik Kasper

Anmerkungen:

  1. Zitate bei Blaschke, Deutsch-Amerika, S. 177. Zurück
  2. Helbich/Kamphoefner/Sommer, Briefe aus Amerika, S. 28. Zurück
 
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