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Auswanderung aus Kirrweiler

In den 70 Jahren zwischen 1820 und 1890 konnten über 130 Menschen aus der pfälzischen Gemeinde Kirrweiler nachgewiesen werden, die in die Vereinigten Staaten von Amerika auswanderten und sich damit eine Verbesserung ihrer Lebensumstände erhofften. Dass dies nicht der einzige Grund gewesen sein kann und dass möglicherweise auch Abenteuerlust eine Rolle gespielt hat, zeigt die verhältnismäßig große Anzahl an jungen vermögenden Mädchen, die dadurch auffielen, dass sie vor ihrer Auswanderung keine Kaution an die Gemeinde zahlen mussten. Um lästige Formalitäten zu vermeiden oder weil bestimmte Auswanderungsvoraussetzungen, wie beispielsweise die Wehrpflicht, nicht erfüllt werden konnten, wanderten viele Menschen heimlich aus. So auch zahlreiche junge Männer aus der pfälzischen Gemeinde, deren Vermögen nach der illegalen Auswanderung konfisziert wurde und die zusätzlich die bayerische Staatsangehörigkeit verloren.

Bei den Menschen aus Kirrweiler, die auch oft mit der ganzen Familie auswanderten, war besonders die Stadt, sowie allgemein der Staat New York, sehr beliebt. Die meisten Auswanderer, bei denen ein Ansiedlungsort nachverfolgt werden konnte, ließen sich in diesem Teil der USA nieder.

Die Nachricht über die reichen Goldfunde in den USA in den 40er und 50er Jahren des 19. Jahrhunderts erreichte auch die Menschen in Kirrweiler. Johann Adam Roth, geboren am 11.04.1814, war Goldgräber in Kalifornien, bevor er eine eigene Ofen- und Eisenwarenhandlung in Camp Point/Illinois eröffnete.

Der berühmteste Auswanderer aus Kirrweiler, der kurz nach dem oben genannten Zeitraum, 1895 nach St. Paul/Minnesota, emigrierte, war der Redakteur und Herausgeber der deutsch-katholischen Wochenzeitung „Der Wanderer“, Joseph Matt (1877-1966). Er war nicht nur Redakteur, sondern auch Verfasser zahlreicher Erzählungen und Geschichten. Zudem galt er in den USA als „führender Presse-Apostel des Landes“ (Erzbischof Murray). Matt war ein entschiedener Gegner des Nationalsozialismus, den er einmal in einer Versammlung von mehr als 3.000 Menschen wegen seiner Verbrechen gegen das deutsche Volk anklagte. In der Erzdiözese St. Paul gilt Matt als einer der bekanntesten, fähigsten und gelehrtesten deutschen Redakteure des Landes.

Verfasserin: Carolin Gadinger

 

Redaktionelle Bearbeitung: Evelyn Heid

 

Verwendete Literatur:

  • Friedel, Heinz: Kirrweiler. Die Geschichte eines pfälzischen Weindorfes, Kirrweiler 1978.

 

Erstellt: 19.10.2011

 

 
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