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Auswanderung aus Neuwied-Irlich

Irlich liegt direkt an der Mündung der Wied in den Rhein und ist seit 1969 ein Stadtteil von Neuwied. Der kleine Ort diente während seiner beinahe 1000-jährigen Geschichte mehrfach als Spielball um Besitz und Macht verschiedener Grundherren. Die Leidtragenden waren die Bewohner, welche bis Anfang des 19. Jahrhunderts als Leibeigene den Herren von Kurtrier, Wied und Sayn untertan waren. Zu Frondiensten und hohen Abgaben verpflichtet, zwangsweise reformiert und gegen-reformiert, häufig durch Krieg und Gewalt bedroht und unfrei in Bezug auf die Wahl von Wohnort, Beruf und Ehepartner waren die Kleinbauern, Fischer, Winzer und Handwerker zu Elend und Armut verurteilt.

Als sich zur Mitte des 19. Jahrhunderts hin in Deutschland die bürgerlichen Rechte infolge der Französischen Revolution durchzusetzen begannen, führte das vielerorts nicht zur erhofften Verbesserungen der Lebensumstände. Grund war, dass dem überwiegend bäuerlichen Teil der Bevölkerung zu wenig Land zur Verfügung stand, um Überschüsse zu erwirtschaften. Die kargen Felder waren zudem ungünstig geschnitten, lagen zerstreut um die Dörfer und wurden aufgrund der Realteilung durch jeden Erbfall noch kleiner. Die industrielle Revolution hatte die ländlichen Gebiete noch nicht erreicht, die Chancen auf eine bessere Zukunft blieben gering.

Zu dieser Zeit verbreitete sich vielerorts die Kunde von einfachen Leuten, die nach Amerika auswanderten und dort Wohlstand erlangten. Die Werbung der Auswanderungsagenturen und die Briefe bereits ausgewanderter Angehöriger fanden auch in dem kleinen Dorf Irlich ein Echo. Ab etwa 1830 sind von dort einige Dutzende Menschen nach Nordamerika ausgewandert. Deren Schicksal in der „Neuen Welt“ wurde weitgehend erforscht und ist zusammen mit entsprechenden Dokumenten und Bildern veröffentlicht worden.

Verfasser: Bernhard Dames

Redaktionelle Bearbeitung: Christoph Schmieder

 

Verwendete Literatur:

  • Dames, Bernhard: Von Irlich nach Amerika. 1840 bis 1940. Die Suche nach dem Schicksal der Menschen, die ihre Heimat für immer verließen, um in Nordamerika eine bessere Zukunft zu finden. Neuwied 2000.

 

Erstellt am: 18. September 2015

 
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